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Mozart macht Mode

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Abenteuer

von Anfang an

Schleswig-Holstein-Fahrt

Meine typografische Reise beginnt nicht erst in dem Moment, wo sich mir eine Werkstatttür öffnet, sondern immer schon mit dem Anreisetag zuvor. Die Bahnlinie Hamburg – Kiel dauert rund eine Stunde und ist daher die kürzeste Reiseroute meiner TypoWalz – dachte ich. Denn es kam anders, ein Notfalleinsatz blockierte die Strecke, Gleisstörungen kamen hinzu und somit begann meine Anreise mit einer ausgiebigen dreieinhalb stündigen Schleswig-Holstein-Fahrt  kreuz und quer durchs Land und ich habe viel gesehen.


Entdeckungstour

Die Umtriebpresse in Kiel befindet sich in einem unter Denkmalschutz stehenden Haus, das zugleich auch das Wohnhaus von Katharina Jesdinsky und ihrer Familie ist. Über eine kleine Wendeltreppe werde ich vom Erdgeschoss in die Druckwerkstatt ins Kellergeschoss geführt. Diese besteht aus vielen Räumen mit Setzschränken, Schubkästen und verschiedenen Druck-, Schneide- und Stanzmaschinen, Linien- und Prägepressen, Papierbohrer, Eckenschneider und noch vieles mehr. Jede Ecke zeugt von Katharinas Kreativität, und überall gibt es kleine oder große Schätze zu erkunden. Ich freu mich sehr auf die Entdeckungstour.


Von der Druckgrafik zum Bleidruck

Katharina erzählt mir von der Arbeit als Werkstattleiterin für Druckgrafik in der Freien Grafik an der Muthesius Kunsthochschule und wie sie über ihr Studium zu Künstlerbüchern und schließlich zum Bleidruck kam. Die Geschichte der Werkstatt ist noch recht jung, denn sie wurde erst 2004 gegründet. Vieles kommt aus einer Übernahme der Buchdruckerei H. Simonsen aus Neumünster, deren Schriftverzeichnis sauber gestaltet ist.


Schräge Texte

Begeistert folge ich der Führung durch die vielen Werkstatträume. In einer Schublade findet sich Material für den Rund- und den so genannten Treppensatz, wie ich ihn bisher noch nicht kannte. Katharina zeigt mir verschiedene Holzplatten mit ausgesägtem Kreis. Im mittleren Foto liegen in dem Kreis vier einzelne Holzsegmente so angeordnet, dass eine freie quadratische Fläche entsteht. Darin kann eine Form gesetzt und beliebig für den Druck gedreht werden. Eine geniale Technik für »schräge« Texte.


Alte Klischees

Dann öffnet Katharina eine weitere Holzschublade und ich erblicke diverse historische Klischees bzw. Galvanos, ordentlich sortiert nach Themen wie »Fahrendes«, »Musik«, »Schön alt: Hüte, Schultüten und Laternen« sowie »rund ums Essen!«. Welch Schätze hier zu finden sind. Damit möchte ich auf jeden Fall etwas gestalten, allerdings weiß ich noch nicht, in welcher Form. Aber, das wird sich schon finden.


Stanzen in allen Formen

An einem anderen Platz sehe ich zwei Kisten voll mit Stanzformen für Schachteln, Banderolen, Verpackungen, Etiketten und vielem mehr, was ich nicht erkennen kann. Ich darf stöbern und bin glücklich auf Erkundung. Ich finde kleine Aufhänger und große Werbefiguren, Tierformen, Anhänger, Tropfenfänger für Biergläser und Tannenbaumkugeln sowie einen Tannenbaum, der sich gut erkennen lässt, wenn man die Form umdreht und die Schneidelinien sieht.


Mozart gestanzt

Im nächsten Raum steht noch mehr, sagt Katharina, und ich sehe eine Würfelschachtelform, die aussieht wie meine, die ich mir vor einiger Zeit habe machen lassen. Außerdem liegen hier noch schmalere und kleinere Schachtel-Stanzen und dann eine, die aussieht wie ein Profil. Bei näherem Hinsehen erkenne ich einen Kopf und finde dazu auch noch die Druckplatte sowie einen Musterabzug: »Mozart macht Mode« – was soll ich sagen, ich bin inmitten einer Schatzkiste.


Umtriebig

Auf die Frage nach dem Namen Umtriebpresse hat Katharina heute morgen auf ihrem Instagram-Kanal gepostet: »Montagmorgen in der Umtriebpresse. Warum eigentlich dieser Name für die Werkstatt? Umtrieb im Sinne von umtriebig sein, in viele Ecken gucken, Umwege gehen, nicht stillsitzen können. Immer in Bewegung sein. Wie die alten Druckpressen, die Walzen, die Lettern. Und eine Aufforderung für mich selbst, stets neugierig und eben umtriebig zu bleiben.« Hier bin ich genau richtig ...


Hier bin ich umtriebig

und ich habe schon eine Idee

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Kommentare: 6
  • #1

    Albrecht Clauß (Dienstag, 17 August 2021 09:13)

    Wie schön, dass du wieder unterwegs bist! Deine heutige Präsentation finde ich besonders anschaulich und schön - umwerfend für mich der Gedanke, da mal stöbern und entdecken zu können!
    Ich freue mich schon, wenn du nach Bremen kommst - wenn es irgend passt, möchte ich dich gerne kennenlernen! Gute Reise!

  • #2

    Oliver Fehling (Dienstag, 17 August 2021 09:32)

    Hallo Jana,
    sei weiterhin umtriebig.

    Liebe Grüße

    Olli

  • #3

    Volker Beilborn (Dienstag, 17 August 2021 11:28)

    Wünsche dir weiterhin viel Freude bei deiner Reise und viel Erfolg im Berufsleben. LG aus Marburg, Volker

  • #4

    Jana auf TypoWalz (Dienstag, 17 August 2021 21:01)

    Lieber Clauß,
    vielen Dank für deine netten Zeilen. Sicherlich ist es möglich bei Katharina einmal anzufragen für einen Werkstattbesuch. Und Bremen plane ich für den Januar, habe aber noch keinen genauen Termin. Also bis dahin und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #5

    Jana auf TypoWalz (Dienstag, 17 August 2021 21:02)

    Lieber Olli,
    genau, ich bleibe dabei und treibe um … und
    ☞ Gott grüß die Kunst

  • #6

    Jana auf TypoWalz (Dienstag, 17 August 2021 21:03)

    Lieber Volker,
    vielen Dank für deine guten Wünsche und aus Kiel nach Marburg
    ☞ Gott grüß die Kunst