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Das Endspiel

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Das Endspiel

gewonnen

Auf volle Konkordanz

Der Arbeitstag beginnt heute früher, denn es ist noch sehr viel zu tun an meinem letzten Tag in der Spielkartenfabrik. Christian steht bereits an dem Stapelschneider, der großen »Mansfeld« Schneidemaschine. Auch sie ist nicht mehr die Jüngste und ihre Gelenke klingen arthrotisch. Ich fühle mit ihr. Mit geübten Griffen sind die ersten Musterkarten auf Maß geschnitten und wir beide sind begeistert, denn das Endformat der Spielkarten ist ebenfalls im typografischen Maß, nämlich von 4 × 7 Konkordanz. Es folgen die Rundungen, die mit einem historischen Eckenschneider in die Karten gestanzt werden, und schließlich halte ich stolz mein erstes Herz-, bzw. Kreis-Ass in den Händen.


Sortieren, lasern, kleben

Als Nächstes nehme ich die Drucke von den Trockenleisten ab und lege sie, bereits in den Spielfarben sortiert, zusammen. Währenddessen macht sich Christian am Rechner an die Form für die Steckschachteln, die wieder mit Hilfe von »Mr. Beam« vorgelasert werden, so dass sie leichter geschnitten und geklebt werden können.

Für Spielkartenschachteln in großer Auflage würde man eine Stanzform herstellen lassen und einfach am Tiegel stanzen. Wir haben jedoch nur eine Auflage von 40 Spielen produziert, mehr konnten wir in fünf Tagen nicht leisten.


Alles wieder ablegen

Die acht Satzformen habe ich im Anschluss gewaschen und wieder abgelegt, wie es sich für die Arbeit einer werdenden Schriftsetzerin gehört. Stege für Stege, Regletten für Regletten und Spatien für Spatien kommen zurück in ihre Kästen und die Schriften in ihre Fächer. Der Kollege Fred zeigt mir dazu passend ein Typometer, welches in der damaligen DDR verwendet wurde, dessen Breite der Schrifthöhe von 23,57 mm, bzw. 62 2/3 Punkt entspricht. Das ist sehr funktional und gefällt mir. Abschließend entsorge ich die Unterlegpapiere.


Die Steckschachtel

Inzwischen hat Christian mit »Mr. Beam« die erste Schachtel auf einer Makulatur, also einem Probedruck, gelasert, die nun geschnitten werden kann. Mit Schneidemesser und Papierkleber baue ich das Muster zusammen und stecke die Probekarten in die frische Steckschachtel. Ich bin begeistert. Nun werden an dem Stapelschneider die schon fertigen Spielbögen eingelegt und Christian prüft die richtige Ausrichtung, misst, rechnet, dreht, legt an, justiert das Maß und dann kommt der erste Schnitt. In diesem Moment kann die Arbeit der letzten vier Tage komplett hinfällig werden, aber alles passt und wir atmen auf.


Der richtige Schnitt

Es folgen viele weitere Schnitte bei hoher Konzentration, Besucher stehen auf Tuchfühlung nahe und die Anspannung steigt, der Stapelschneider ächzt, zwischendurch ein »das sind aber schöne Karten« lenkt ein bisschen ab, und dann ist es geschafft. Stapel für Stapel liegen gleichgroße Spielkarten auf dem Tisch und wir können Luft holen.


Komplette Spielsätze zusammentragen

Das nur kurz, denn nun müssen die Karten in Reihenfolge zu richtigen Spielen zusammengetragen werden. Außerdem bekommen alle roten Herz-, bzw. Kreis-Asse noch einen Spielkartenfabrik-Stempel, wie es früher mit dem Steuerstempel üblich war. Wie ich erfahre, entsprechen meine aus Linol geschnittenen Spielkartenfarben den Gamer-Symbolen der Playstation. Kaum zu glauben und das mir.


Runde Ecken und Daumenlöcher

Die Stunde – wir sind im Endspurt – die Ecken werden gerundet und die noch verbliebenen Steckschachteln gelasert. Es folgen die Lochungen mit einer Daumenlochstanze für ein leichteres Entnehmen der Karten und dann ist es geschafft. Die Spielkarten sind gesetzt, gedruckt, geschnitten, gestempelt, zusammengetragen, gerundet und schließlich verpackt. Puh, was für eine Woche. Ab jetzt kann gespielt werden.


 

Die Spiele sind unter elmer.haus/shop und in Kürze in dem spiefa.de/shop erhältlich.

Dank an die Spielkartenfabrik

und »Gott grüß die Kunst«

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Kommentare: 6
  • #1

    Gisela (Freitag, 24 Juli 2020 19:53)

    Liebe Jana,
    die letzten Tage zu verfolgen war spannend wie ein Krimi.
    Ich finde es 1. interessant, wie Ermittler/innen zu ihrer Lösung kommen und 2. freue ich mich, wenn sie dann den Fall erfolgreich gelöst haben.
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
    Die Karten gefallen mir sehr gut.

    Ein erholsames Wochenende wünscht Gisela

  • #2

    Karl aus Mosbach (Samstag, 25 Juli 2020 22:43)

    Liebe Jana,
    mit Spannung habe ich Deine arbeitsreichen Tage verfolgt. Ein ganz tolles Ergebnis in dieser kurzen Zeit. Darauf kannst Du richtig stolz sein.
    Herzlichen Glückwunsch!
    Einfach schön, dass wir das so nah miterleben dürfen.
    Mach weiter so.
    Liebe Grüße Karl

  • #3

    Percy (Sonntag, 26 Juli 2020 20:38)

    Schön zu lesen. Die Mansfeld klingt aber schon so, seit wir sie 2009 aufgestellt haben. Da muß man wohl mit leben…
    Gruß aus der Schweiz.

    Percy

  • #4

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:54)

    Liebe Gisela,
    oh, das höre ich sehr gern. Mir ist es immer wichtig mit den örtlichen Gegebenheiten und innerhalb der kurzen Zeit trotzdem zu einem Ergebnis zu kommen.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #5

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:56)

    Liebe Karl,
    dein Lob ehrt mich und ich berichte sehr gern. Es ist viel Arbeit nach der Werkstatt auch noch den Bericht zu schreiben, aber so kann das Handwerk etwas am Leben gehalten werden und das ist mein Beitrag dazu.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #6

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:58)

    Liebe Percy,
    das ist eine Freude auch von dir hier zu lesen, der du die Spielkartenfabrik mit eingerichtet hast. Leider ist deine Werkstatt nicht ganz um die Ecke.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst