Farbe ist nicht gleich Farbe
Die Hanse und das Spiel
Das Meer, der Handel und die Stockrosen
Stralsund liegt am Strelasund, einer Meeresenge in der Ostsee, die die Stadt von der Insel Rügen trennt. Sie hatte bereits 1234 das Stadtrecht und war Gründungsmitglied der Hanse, durch deren internationale Handelsbeziehungen sie zu Wohlstand kam. Dieser zeigt sich gleich beim ersten Eindruck von der historischen Altstadt, die geprägt ist von einer Fülle an gut erhaltenen und restaurierten Bauwerken der Backsteingotik, dem beeindruckenden Ensemble des Rathauses und der Nikolaikirche, der mächtigen Marienkirche, der Jakobikirche als kulturellen Veranstaltungsort sowie Klosteranlagen, Kaufmannshäuser und alte Speicher am Hafen. Darüber hinaus zeigt sich Stralsund jetzt im Juli als blühende Stadt bunter Stockrosen.
Die Fabrik der Spielkarten
Wie schon bei den letzten TypoWalz Stationen, habe ich mir einen Tag zuvor die örtlichen Gegebenheiten angesehen und bin heute voller Vorfreude losgezogen. Gemeinsam mit den ersten Besuchern heißt mich Christian Klette von der Spielkartenfabrik willkommen und wir erhalten eine erste Führung durch die aktive Museumswerkstatt. Wahrscheinlich gehöre ich zu den wenigen Menschen, die fast keine Ahnung von Spielkarten haben und ich habe daher ganz viel zu lernen.
Fabrikgeschichte
Die Spielkartenfabrik Stralsund, bereits 1765 gegründet, war die bedeutendste in Deutschland und gehörte zu den größten Europas. Karten zu spielen war sehr beliebt, nicht nur bei den Spielenden.
Es wurden auch Steuern erhoben, was alte Steuerstempel bezeugen. 1931 schloss die Fabrik und übersiedelte nach Altenburg. Sie firmiert nun unter dem Namen ASS AG, »Vereinigte Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabrik«.
Das alte Werk in Stralsund wurde abgerissen. Seit 2009 knüpft der Verein Jugendkunst e.V. mit der heutigen Spielkartenfabrik unweit der alten als aktive Museumswerkstatt an die Geschichte an und führt gemeinnützige Projekte durch.
Bilder, Blätter und Farben
Wir hören von »Doppelbildern«, »Berliner Bildern«, »Französischem Blatt« und »Amerikanischem Blatt« und ich freue mich, dass ich bei Farben weiß, dass von »Karo, Pik, Herz und Kreuz« die Rede ist. Es gibt aber auch weitere Farben, wie »Eichel, Schelle, Blatt und Herz«, das sogenannte »Deutsche Blatt«, das beispielsweise häufig in Bayern zu finden ist.
Mir wird die Wichtigkeit von runden Ecken und den Farben in allen vier Ecken für links- und rechtshändige Nutzung verständlich und ich mache mir
erstmalig Gedanken über die Muster der Rückseiten. Hier gilt es, zwischen einfachen Spiel- und Salonkarten zu unterscheiden. Beide haben auf ihren Kartenrückseiten möglichst exakt denselben
Hintergrund, damit die Werte der Karten rückseitig nicht erkennbar sind. Im Gegensatz zu Salonkarten haben einfache Spielkarten jedoch keine weiß umrandete Rückseite.
Meine Herausforderung
Auch werden uns neue Formen und Arten von Kartenspielen gezeigt, die in der Spielkartenfabrik selbst hergestellt und mit Kindern oder auch von Künstlern entwickelt wurden und dem Verein Verkaufsquelle sind.
Wenn ich es also schaffe, dann könnte ich meine Woche diesmal nutzen und mit den Buchstaben, die mir hier zur Verfügung stehen, ein typografisches
Kartenspiel setzen. Christian erklärt mir, dass ich alles frei wählen kann, die Form, die Farben und das Spiel selbst – eine Herausforderung.
Spielerisch setzen
Daher mache ich mich auf die Suche, besehe mir den Schriftenbestand und erkenne, dass hier sogar die Regletten zur schnelleren Unterscheidung verschiedene Farben aufweisen. Angesichts der kurzen Zeit entscheide ich mich für ein 32er Blatt, werde dieses in 3 × 5 Konkordanz setzen und habe noch keinerlei Vorstellung, wie das wird. Die Holzlettern sind schnell gefunden, die Bleilettern gewählt, allerdings sind diese nicht vollständig, so dass ich wohl noch umdisponieren muss.
Wir werden sehen und für eine, die nicht spielt, eine ganz schöne Spielerei.
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Cathrin (Dienstag, 21 Juli 2020 07:12)
Hallo Jana,
ich spiele sehr gerne und bin schon gespannt, wie das Spiel aussieht :-) Toll, dass Du ein Spiel setzt! Wird es dann käuflich zu erwerben sein?
Lg Cathrin
Jana auf TypoWalz (Dienstag, 21 Juli 2020 09:11)
Hallo Cathrin,
das ist schön zu hören und ich habe die Idee auch bereits. Wir werden sehen, was in dieser Woche zu schaffen ist, sonst wird es auf jeden Fall ein Projekt, welches ich weiter ausarbeiten und dann auch verkaufen werde.
Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst
Gert Laufenberg (Dienstag, 21 Juli 2020 09:40)
Moin liebe Jana,
Regletten und Stege farbig zu markieren ist für eine Publikumswerkstatt sicher eine gute Idee,
aber für mich aus historischer Sicht nicht akzeptabel.
Gruß aus Hamburg-Barmbek
von Gert
Helmut (Dienstag, 21 Juli 2020 17:14)
Hallo Jana,
. . . Karten in 3 x 5 Cicero? Die Dinger scheinen dann ja ziemlich klein zu werden.
Und bei bunten Regletten u n d S t e g e n schreit jeder Fachmann auf.
Beste Grüße vom Helmut
Syso (Dienstag, 21 Juli 2020 22:26)
Liebe Jana, ich lese da schon beeindruckend strenge Kommentare aus Barmbek. Zur Ermunterung weise ich darauf hin, dass ich übermorgen Geburtstag habe und sehr gerne Skat spielen und kurzsichtig bin, also auch sehr kleine Drucke lesen kann. Küsschen aus Groß Borstel,Syso
Jana auf TypoWalz (Mittwoch, 22 Juli 2020 10:03)
Moin lieber Gert,
die Markierungen machen die Größen der Regletten sichtbar, verändert aber damit auch das genaue Maß.
Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst
Jana auf TypoWalz (Mittwoch, 22 Juli 2020 10:10)
Hallo Helmut,
dir Dank für deinen Hinweis zu meiner falschen Größenangabe. Nun ist es korrigiert auf 3 × 5 Konkordanz. In Cicero wären es Puppenspielkarten.
Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst
Jana auf TypoWalz (Mittwoch, 22 Juli 2020 10:11)
Liebe Syso,
dein Geburtstag steht fest im Kalender und der Wunsch ist angekommen … Bleiben wir gespannt. Tatsächlich werden die Karten etwas größer als die heute üblichen Karten und somit wohl gut spielbar.
Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst