Formen und Ligaturen
Quatrate als Maß
Die langen und kurzen s
Am Beispiel der Frakturschrift »Wilhelm Klingspor Gotisch« hat mir Hans die beiden Varianten des kleinen s gezeigt, das lange s »ſ«, das runde kurze s und deren Verwendung erläutert. Das lange s »ſ«, gekennzeichnet durch seinen langen vertikalen Schaft, bildet den ersten Teil der Ligaturen »ſʒ« (»ſz«) und »ſs«, die als Ursprung des deutschen Buchstabens »ß« angenommen werden. Die Verwendung des »ſ« parallel zum runden s in gebrochenen Schriften ist historisch verankert. Dabei wurde das »ſ« im Deutschen für das kleine s zu Beginn oder inmitten einer Silbe geschrieben, während am Ende das kleine runde s gesetzt wurde. Seit dem 18. Jahrhundert verschwand zunehmend die Unterscheidung zwischen dem langen und runden s im Antiquasatz. Siehe Wikipedia
Aber zurück zur Schrift »Wilhelm Klingspor Gotisch«, die 1925 von Rudolf Koch bei den Gebrüdern Klingspor in Offenbach entworfen wurde. Da es eine recht schlanke Schrift ist, gibt es in dieser viele Ligaturen von Kombinationen aus zwei bis drei Buchstaben, um ein klares lesbares Schriftbild zu erhalten. Diese will ich heute in das bereits verwendete Format von 12 × 12 Cicero bringen und Beispiele daraus formen.
»Hänsel und Gretel« mal in Blei
Außerdem sollen noch verschiedene andere Arbeitsproben in dem »neuen Walzformat«, wie Hans heute meinte, gesetzt werden, um daraus ein Plakat drucken zu können. Ein schönes Vorhaben. Mit der gotischen Schrift habe ich den Titel »Hänsel und Gretel« und den bereits bestehenden Text aufgeteilt und einen links-, den anderen rechtsbündig gesetzt.
Von einer Skizze zur Bleischnecke
Mir kam die Idee, auch ein »Mäander«, also eine »griechische Schnecke« zu formen. Dazu habe ich erst einmal skizziert und gerechnet. Nach und nach ist daraus dann die Form entstanden und ich entschied, noch ein Text einzufügen, der die Formlücken ausfüllte.
Ich setzte
»Am Anfang war das Wort
und das Wort war Typografie
und das war in Blei«
Mein Konterfei
Hans hat derweil aus typografischem Material, aus dem er derzeit viele Portraits gestaltet, sich mein Konterfei vorgenommen, um auch diesen in 12 × 12 Cicero zu bringen. Ich bin gespannt.
Der Bürstenabzug
Nachdem wir beide unsere »neuen Walzformate« fertig haben, machen wir einen sogenannten Bürstenabzug zur Probe, um zu sehen, ob alles gefällt und richtig ist.
Der Typgengreif
Kurz vor Feierabend habe ich den »Typengreif« kennengelernt, einen Buchstaben-Staubsauger! Ein sehr nützliches Gerät. Er saugt nicht nur den Staub und Dreck aus den Kästen, sondern auch gleich die ganzen Bleilettern auf und spuckt diese bei Luftzugabe artig wieder aus.
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Sabine Fehmer, hbk Braunschweig (Mittwoch, 28 August 2019 08:16)
Liebe Jana,
vielen, vielen Dank für deine so ausführliche Berichterstattung!! Was für ein ein tolles Abenteuer – wie viel du dort lernen darfst! Ich bin total begeistert und verfolge deinen Blog mit Rieseninteresse.
Beste Grüße aus Braunschweig
Sabine
Jana Madle-Elmerhaus (Mittwoch, 28 August 2019 23:09)
Wie schön, dass mein TypoWalz Interesse findet und so begeistert, wie es mich begeistert.
Hab Dank für deinen Beitrag, Sabine – mal sehen wohin mich die Reise führen wird
☞ Gott grüß die Kunst