Lernen und austauschen
Von feinen, fetten und anderen Linien
Punkt ist nicht gleich Punkt, eine feine Linie bleibt eine feine, allerdings ist eine fette Linie zwar immer eine fette Linie, aber nicht gleich fett. Alles klar?
Fangen wir einmal von vorne an. Bei den inzwischen vielen erstellten 12 × 12 Cicero Formen ist aufgefallen, dass es auch Formen ausschließlich mit Punkten gibt. Diese Punkte sind nicht für Satzenden, denn sie stehen auf einem quadratischen Kegel, auf sogenannten Gevierten. Gevierte nennt man die Größe, die dem Quadrat eines Schriftgrades entspricht. Handelt es sich beispielsweise um eine 12 Punkt Schrift, sprich einer Schrift in einem Cicero, dann wäre das Geviert entsprechend 1 Cicero im Quadrat. Zurück zu den besagten Punkten, sie haben nicht die Breite eines üblichen Punktes und werden verwendet, um das Auge in den Zeilen zu führen, beispielsweise bei Inhaltsverzeichnissen oder anderen Listenformen. Man spricht hier vom »Auspunktieren« der Zeile. Der Stand des Punktes auf einem Geviert bewirkt mit dem bereits vorgegebenen Zeichenabstand ein gleichmäßiges Druckbild, gleichzeitig wird weniger Setzmaterial gebraucht. Damit ist ein effektives und zügiges Arbeiten möglich. Abgesehen davon würde das Verwenden normaler Punkte und entsprechendem Füllmaterial schnell im Setzkasten zu Mangel führen.
Von feinen bis fetten und englischen Linien
Es gibt Linien vielfältiger Art. Wie ich jetzt gelernt habe, ist es schwer, eine »feine Linie« – das ist die dünnste Linie und entspricht einem Punkt – auf einem Punkt Kegel zu drucken, da diese
einfach sehr, sehr dünn und damit nicht immer passgenau druckbar ist. Man hat daher die feine Linie auf verschiedenen Kegelgrößen hergestellt und spricht beispielsweise von 1 Punkt fein oder 2
Punkt fein. Etwas kräftiger ist die »stumpffeine« Linie, die ebenfalls bei gleicher Strichstärke auf verschiedenen Kegelgrößen zu finden ist. Die unterschiedlichen Linienkegel erleichtern das
Setzen von Tabellen, Anzeigen, Formularen u. a.
Neben »stumpffeinen Kanten Linien«, »punktierten Linien«, »Wellenlinien«, »Doppelinien« und diversen anderen Linien, auf die ich nicht näher eingehe, gibt es noch »Assuree Linien« und »englische
Linien«.
Assuree Linien sind viele aufeinandergereihte sehr feine waagerechte Linien, sogenannte schraffierte Sicherheitslinien, die uns schon allen einmal auf Formularen oder Schecks mit
Unterschriftenfeld begegnet sind.
Englische Linien gibt es auch wieder in unterschiedlichen Formen, verjüngende spitze, konisch zulaufende, zur Mitte hin dicker und zu den Enden dünner werdende sowie weitere verzierende Linien,
die vielfältig kombiniert und mit Schmuckelementen erweitert werden können.
Ein Wachsdruck
Hans hat eine besondere Technik entwickelt, wie er Personen mit Bleimaterial gerastert setzen kann, wie wir an dem gestrigen Probedruck schon sehen konnten. Außerdem hatten wir noch mit einer Wachstafel experimentiert, die durch die Hitze der Sonne weich geworden eine wunderbare Fläche für einen »Eindruck« geboten hat.
Ich finde es sehr beeindruckend, im wahrsten Sinne.
Besuch vom Vereinsvorstand
Zu unserer Freude kam uns heute der Vorstand vom Verein für die Schwarze Kunst e. V. Dr. Jürgen Franssen in der Werkstatt besuchen, um zu sehen, wie es so ist auf der TypoWalz. Jürgen hat sich die Schätze der Setzerei begeistert angesehen und Hans hat gern gezeigt. Stolz konnte ich ihm auch mein Wanderbuch zeigen und die verschiedenen Innenteile vorführen.
Es ist toll zu sehen, wie das Handwerk Menschen verschiedenster Berufe verbindet und begeistern kann.
Dazu gab es natürlich auch ein gemeinsames Foto.
Das Ortsfoto für mein Wanderbuch
Und zum Feierabend passte das Wetter für mein Ortschildfoto, das Hans dann von mir gemacht hat.
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