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Gutenberg nimmt es mit Humor

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Waschen, legen ... packen

signieren und resümieren

Der letzte Tag in Mainz

Der Morgen beginnt freundlich mit zartem Vogelgezwitscher und die Sonne strahlt. Beim Blick durch das Fenster ist ein Glitzern auf dem Rhein zu sehen, das durch die rege Schifffahrt ordentlich ins Strudeln kommt. Während unseres Druckens der Plakate gestern konnte man spüren, dass in der Stadt die Feierlichkeiten begonnen haben. Fetzen von Musik, hier und da Gejohle und ein Duft von frischen Krapfen zog bis in die Werkstatt des Druckladens. Mal sehen, wie es heute sein wird.


Feine Unterschiede im Detail

Rainer hat schon Kartonagen und Zwischenlageblätter geschnitten, damit ich die Plakate sicher verpackt mit nach Hause bekomme. Heute ist zum Glück nicht viel los im Druckladen, so dass ich die Plakate alle auf den Schränken und Ablageflächen verteilen kann, um das Ergebnis zu sichten und zu sortieren. Ich freue mich sehr über die gute Druckqualität und den satten Farbton auf dem Büttenpapier. Es zahlt sich aus, dass der Buchdruckmeister sein Handwerk beherrscht und so passgenau die einzelnen Holzlettern unterlegt hat, dass der Farbauftrag ganz gleichmäßig ist.

Da die Farbe noch leicht abgibt, lasse ich sie ausgebreitet liegen und beginne sie nach Qualität zu ordnen. Auch wenn sie alle fast gleich aussehen, so gibt es doch feine Unterschiede im Detail, so dass sie alle einzigartig sind im Unterschied zum Digitaldruck.


Angewandtes Wissen

Nun mache ich mich an das gründliche Reinigen und Ablegen des Satzes. Auch hier zahlt es sich aus, was ich zuvor auf meinen TypoWalzStationen gelernt habe. Christa Schwarztrauber aus München z. B. hat mir beigebracht, die ausgesuchten Holzlettern aus verschiedenen Schriften an der Seite mit Schrank- und Fachnummern zu versehen. Das erleichtert mir enorm die Rücksortierung.


Fleiß, der sich jetzt auszahlt

Für die Bleilettern habe ich den Schriftenzettel ordentlich ausgefüllt und zusätzlich für mich auch noch direkt auf dem Probeabzug den Schriftname mit Größe notiert. Das erspart eine Menge Arbeit, besonders wenn man nur kurz in einer Werkstatt ist. Im Druckladen gibt es richtig breite Ablagetabletts, auf denen man bequem sortieren und viel Material ablegen kann.


Lage für Lage wird sichtbar

Nach und nach wird sichtbar, wieviel Papier in verschiedenen Stärken im Mikrometer-Bereich Rainer unter die jeweiligen Buchstaben gelegt hat und ich bin beeindruckt von der Passgenauigkeit. Es ist auch zu erkennen, wieviel Farbe trotz Reinigens noch zwischen die einzelnen Lettern gedrungen ist. Rot ist gut sichtbar. Die Holzlettern sind leicht zu reinigen, die Bleilettern weniger. Dies mache ich direkt beim Ablegen in die Steckschriftkästen und in den Setzkasten.


Ordentlich ablegen

Auch die Stege, Quadraten und Spatien müssen gesäubert und in die Kästen ordentlich abgelegt werden. Dabei fällt mir wieder auf, dass die Materialkästen in dieser Werkstatt von rechts nach links größer werdend aufgeteilt sind, anders als ich es bisher in Werkstätten vorgefunden habe. Stück für Stück, Letter für Letter füllen sich die Steckschriftkästen der »Claudius« wieder, stehen parat für neue Lektüre, Nachrichten oder sonstige Texte.


Sauber und sicher arbeiten

Je kleiner die Bleitypen, umso mehr Farbe scheinen sie abbekommen zu haben, aber ich mache es gründlich und putze sie einzeln. Wie ich von Rainer erfahre, wurden große Satzformen auch mit weichen Bürsten und ordentlich Reinigungsmittel gesäubert. Allerdings mussten die Sätze danach zügig abgelegt werden, damit das Waschmittel in den Zwischenräumen nicht zu Verklebungen führt. Beim Rücksortieren kommt auch hier mein erlerntes Wissen zum Einsatz. Bei Hans Dubronner in Bruchsal habe ich erfahren, wie man Setzkästen richtig stabilisiert und sichert.


Rainer, Gutenberg und ich

Es ist Zeit, die TypoGrafiken zu signieren. Es ist eine schöne Auflage geworden, und da die Farbe inzwischen weitestgehend getrocknet ist, beginne ich, die Plakate zusammenzutragen. Sicherheitshalber staple ich sie mit Zwischenblättern und schnür alles zu einem Paket. Geschafft, das Werk einer Woche ist verpackt. Nun folgen noch Fotos für mein Wanderbuch und die Pressemitteilung der Stadt Mainz, die verkündet, dass ich auf TypoWalz bei Ihnen zu Gast im Museum war. Eine geschichtsträchtige Woche voller bunter Kultur und Ereignisse geht zu Ende.

Auf dem Weg zur Bahn passiere ich noch einmal das Bronzedenkmal und sehe tatsächlich, auch Gutenberg nimmt die fünfte Jahreszeit mit Humor.


Danke Rainer

und »Gott grüß die Kunst«

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