· 

Alles erzählt

Tag 31 . Tag 32 . Tag 33 . Tag 34 . Tag 35

Alles erzählt

Menschen, Orte und Traditionen

Meine Arbeit für diese Woche

Der erste Tag in einer neuen Werkstatt beinhaltet neben dem gegenseitigen Vorstellen, dem Einsehen der Arbeiten und diversen technischen Möglichkeiten auch immer die Sichtung der Schriftmuster.

Anhand der gesamten Auswahl ist es nun an mir, zu überlegen, was ich in dieser Woche machen werde. Aber diesmal stellt sich die Frage eigentlich nicht, da es angesichts der Historie förmlich danach ruft, etwas zum Thema Gutenberg zu machen. Also habe ich beschlossen, eine TypoGrafik zu seiner Person zu gestalten, skizziere einen groben Entwurf und beginne Stück für Stück aus den verschiedenen Frakturschriften meine Wunschlettern zusammenzutragen.


Schnelle und ruhige Zeiten

Währenddessen füllt sich der Druckladen für mich unerwartet mit vielen Jugendlichen, die alle mit Schürzen versehen schnell mal etwas drucken wollen und in der Kürze ihres Aufenthaltes nicht annähernd verstehen, worum es hierbei geht. Bevor ich mir darüber klar werden kann, sind sie auch schon wieder entschwunden.

Inzwischen ist auch Gundela wieder im Druckladen angekommen und hat zu meiner großen Freude einige ihrer kalligrafischen Arbeiten, besser gesagt, ihrer Kunst mitgebracht. In kürzester Zeit stehe ich in einer Runde Interessierter, die ihren Worten über Typografie, der Wahl jeder einzelnen Schrift und den kalligrafischen Kunststücken mit den Farbwalzen lauschen. Ich bin voller Bewunderung und fühle mich ausgesprochen wohl in dieser erlesenen Runde.


Mein Gutenberg-Satz

Nach der anschließenden Kaffeepause auf dem Mainzer Markt, den wir traditionell in unseren Schürzen aufsuchen, um uns dem Druckladen zugehörig zu zeigen, mache ich mich weiter an die Arbeit mit meinem Gutenberg-Satz und komme gut voran. Der Name besteht aus neun Lettern, die ich in drei Zeilen aufteilen und mit weiteren Zwischenzeilen füllen werde.

 


Eine kleine Gutenberg-Reise

Und ehe ich mich versehe, ist es schon Feierabend. Heute bin ich verabredet mit Françoise Sauer, einer französischen Mainzerin, wenn man so will, und Historikerin, die mir die Orte Gutenbergs zeigen will. Ich fühle mich geehrt und beschenkt, wann bekomme ich schon eine persönliche Stadtführung und noch dazu zu einem Thema, das mich so fasziniert?!

 

Wir ziehen los und schon gleich vor dem Museum erfahre ich, dass es tatsächlich wenige erhaltene Stätten gibt, die von dem Leben des Erfinders der beweglichen Lettern berichten. Leider ist nicht nur zu seinen Lebzeiten, sondern auch im letzten Krieg viel der Zerstörung zum Opfer gefallen, so dass es zwar Stellen gibt, von denen man weiß, dass er dort gewesen ist, diese aber nicht mehr als solche zu erkennen sind. Lediglich diverse Schautafeln berichten von seinem Leben und Wirken. Françoise erzählt so leidenschaftlich und lebendig, dass ich gebannt lausche und mich leicht auf diese Zeitreise entführen lasse.


Ein bisschen Szene und Kultur

Als es anfängt zu regnen, kehren wir in eine der ältesten Mainzer Kneipen ein, die bereits für die kommende Fastnacht festlich geschmückt ist. Françoise bestellt für uns zum Wein Spundekäs, eine regionale herzhafte Frischkäsezubereitung. In einem gemütlichen Beisammensein erfahre ich noch den historischen Ursprung der Fastnacht und bekomme damit einen neuen Blick auf diese für mich fremde fünfte Jahreszeit, wie sie hier genannt wird.


Eine Woche ist zu kurz

das kann ich jetzt schon sagen

Tag 31 . Tag 32 . Tag 33 . Tag 34 . Tag 35

Kommentar schreiben

Kommentare: 0