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Die Bibel und die Wikinger

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Die Bibel

und die Wikinger

Narrenzeit

Hier ist heute Weiberfastnacht. Die Stadt ist geschmückt, die Häuser geflaggt, Luftschlangen überall und ich hörte, selbst der bronzene Gutenberg soll sich mit Narrenkappe herausgeputzt haben. Ich weiß nicht wirklich, was auf mich zukommt.

Die erste Medienrevolution

Da Rainer heute etwas später in den Druckladen kommen wird, nutze ich die Gelegenheit, endlich in das Museum zu gehen, was zu ähnlichen Zeiten mit der Werkstatt geöffnet ist.

 

Es ist sehr beeindruckend, wie alt die Schriftkultur und der Buchdruck sind. Lange vor Gutenberg wurde bereits in China mit kleinen Holzstempeln Schrift gedruckt. Die Erfindung von gießbaren Bleilettern ist jedoch Gutenberg zuzuschreiben, womit laut Tafeln im Museum, die erste Medienrevolution stattfand. Ich bin voller Respekt, als ich an die Vitrinen der großen handgeschriebenen Bücher vorbeikomme, die kunstvoll von Rubrikatoren und Illuminatoren mit typografischen Verzierungen und Illustrationen veredelt wurden. Neben den vielen Drucktechniken aus alten Zeiten, sehe ich auch die unterschiedlichsten Druckmaschinen und staune.

Dann komme ich zu einem abgedunkelten Raum, der kein Tageslicht zulässt, in dem Vitrinen mit Hochsicherheitsglas stehen und begreife, nun bin ich in der Schatzkammer:

 

Hier liegt sie die B42, die 42-zeilige Gutenbergbibel.

Wenn diese auch schon in Abbildungen zuvor zu bestaunen waren, so ist der Anblick des Originals doch noch ein anderes Erleben.

Ich bin voller Ehrfurcht.

Im Museum darf nicht fotografiert werden, daher hier Abbildungen aus: Die Gutenberg-Bibel von 1454, Stephan Füssel, Taschen Verlag, 2018


Druckbuchstabe mit Überraschung

Rainer ist angekommen und wir machen uns an die Arbeit. Für diese Druckauflage wird der Aufzug neu unterlegt, damit es keine Walzenstreifen auf den großen Flächen gibt.

Die verschiedenen Holzbuchstaben sind eine Herausforderung, da alle unterschiedliche Abnutzungen haben und ausgeglichen werden müssen. Papiere unterschiedlicher Stärken werden zugeschnitten, unterlegt, und auch Druckbuchstaben ganz ausgetauscht.

Bei einem entdecke ich auf der Rückseite bereits unterlegtes Papier, welches einen alten Ausschnitt einer Illustration zeigt.

Das ist Druckgeschichte im wahrsten Sinne.


Eine winzige Zeile noch

Während Rainer die Buchstaben zurichtet, setzte ich noch eine kleine, aber sehr wichtige Zeile, damit die Gutenberg TypoGrafik auch inhaltlich stimmt:

(…) Gutenberg, Erfinder der beweglichen Lettern in Blei! (...)

Ein kleiner Abdruck der beiden Worte wird ausgeschnitten und so in Position gelegt, dass der kleine Bleisatz ganz zum Schluss passend in die TypoGrafik in einem weiteren Arbeitsschritt nachgedruckt werden kann.
Inzwischen sind alle Unterlegungen auf dem Druckfundament fertig, Lage für Lage und Letter für Letter.

Gute Arbeit und es ist Zeit für eine kleine Pause.


Mehr Farbe, schwarz und weniger rot

Die rote Farbe muss neu gemischt werden, was einem Buchdruckermeister leicht von der Hand geht, gelernt ist gelernt. Um einen gleichmäßigen satten Farbauftrag zu bekommen, klappt Rainer den Farbtisch an der Korrex aus und ich lerne, was es für viele Möglichkeiten beim Drucken gibt.

Die nächste Herausforderung ist es, das Wort „Letter“ schwarz zu drucken und das Gutenbergklischee mit weniger Farbe zu versehen. Dazu werden bei jedem Druckvorgang die beiden Flächen abgewischt und die Bleibuchstaben schwarz und Gutenberg mit der Handwalze rot eingefärbt. Welch ein Aufwand, aber das Ergebnis spricht für sich und wir sind zufrieden.


Auch ich kann inzwischen Wissen weitergeben

Beim Mischen von Farbe kann es leicht passieren, dass etwas übrigbleibt und ich freue mich, dass ich auf meiner TypoWalz bei Conny Hügelschäffer gelernt habe, wie man aus Papier Schachteln faltet, in denen man Farbreste aufbewahren kann. Also bereite ich diese schon einmal vor und Rainer freut sich, da er die Falttechnik nicht mehr genau erinnert.


Zarter Gutenberg

Gemeinsam drucken wir nun Plakat für Plakat mit schwarzem Wort, zartem Gutenberg und »in Blei«-Zeile, so dass wir am Ende des Tages eine kleine Auflage fertig haben.

Anschließend hebe ich mit dem Spachtel noch die übrig gebliebene Farbe in die Papierschachteln und versuche mehr hineinzubekommen als an meine Finger. Geschafft. 

Und nun können wir erfüllt in den Feierabend gehen.

Auf dem Weg zu meiner Unterkunft begegne ich einem Eulenspiegel, einer Funkenmarie mit einem Mönch und zwei Wikingern. Ach ja, es ist eine andere Jahreszeit.


Mit Nachdruck

zum Ziel

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