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Das Schachtelfieber

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Das Schachtelfieber

»Ein Lichtlein brennt«

Ist die Farbe zum Stanzen trocken genug?

Ein letztes Mal schließe ich die Tür zur Werkstatt auf, schalte routiniert die Lichter an, öffne das Fenster und lasse den frischen Tag hinein. Im Drucksaal ist die Luft voller Farbe und wabert bis in die Setzerei. Ein ganz eigener Geruch.

Ich bin gespannt, ob wir heute die ganzen Drucke stanzen können, um daraus die Schachteln »Ein Lichtlein brennt« zu falten. Dazu muss die Farbe auf den Papieren durchgetrocknet sein, denn manche Stanzlinien stehen direkt auf der Farbe. Auf dem glatten Transparent- und dem gestrichenen schwarzen Papier gibt die Farbe beim Berühren noch ab, aber die restlichen Exemplare scheinen getrocknet zu sein. Ich denke, wir kommen heute tatsächlich dazu die »Schächtele« fertig zu stellen, wie Conny immer sagt.


Die Stanzform wird wieder eingepasst

Nun wird die Satzform gegen die Stanzform ausgetauscht und das Stahlblech mit den aufgeklebten Nutlinien wieder positioniert. Das Transparentpapier ist dabei sehr hilfreich. Alles sitzt und wir machen eine Probestanze. Ich bin aufgeregt. Die Stanze ist gleich richtig eingestellt, Conny entnimmt den Karton und kann leicht die offene Form ausbrechen. Großartig! Als nächstes wird getestet, ob die Stanzung vielleicht zu kräftig war, so dass das Papier beim Falten bricht. Aber nichts bricht und ich halte glücklich meine erste ungefaltete Schachtel in den Händen. Für jedes Papier muss aufs Neue geprüft werden, ob der Stanzdruck passt und wie sich das Papier beim Falzen verhält. Wir können die Einstellung an dem Gally-Tiegel für alle Papiere nutzen, lediglich für das Transparent-Papier ist sie zu stark, dieses bleibt in der Stanzform stecken.


Schachteln über Schachteln

Ich mache mich an die Arbeit und beginne das Stanzen. Bogen für Bogen wird angelegt, der Gally in Schwung gesetzt und der gestanzte Karton wieder herausgenommen. Stück für Stück, Schachtel für Schachtel. Der Tiegel läuft langsam warm und ich auch. Keine Farbe schmatzt diesmal, ich muss kräftiger ziehen, das Schwungrad dreht sich schneller und im Moment, wenn die Stanze das Papier durchtrennt, schlägt es etwas auf das Stahlblech. Ein neuer Rhythmus, ein neuer Arbeitsablauf und ich bekomme langsam Routine. Es gibt Papierstapel mit farbigem sowie mit verschiedenen Weißtönen, Transparente und die gestrichenen Papiere. Eins nach dem anderen wird gestanzt und Conny freut sich über meinen Fleiß.


Leimen will gelernt sein

Heutzutage werden Kartonagen maschinelle aufgefächert und automatisiert gleich geleimt.

Dies kann aber natürlich auch von Hand geschehen und Conny hat Pinsel und Papierleim geholt. Dazu werden die Formen aus den Kartons gebrochen und entlang der Falzlinien vorgefaltet. Die Formen werden so aufgefächert gelegt, dass alle Klebeflächen gleichzeitig mit einem Pinselstrich geleimt werden können. Unter Gewichten können die Schachteln fest verkleben und der Leim trocknen.

Es erfordert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch einen zügigen Arbeitsablauf, damit der Leim nicht vorzeitig trocknet. Für diese kleinen Schachteln erweist es sich als mühsam und es zeigt sich, dass die Farbe dafür noch nicht lange genug getrocknet ist. Es braucht Zeit und Geduld.


Ein Meister im Glück

Es sollen Schachteln die  Werkstatt schmücken und aufgehängt werden – wünscht Conny sich – und ich beginne die bereits geklebten »Schächtele« an einen Metallbügel aufzuhängen. Das Mobile sieht fast tänzerisch aus, wenn sie sich alle bewegen und um ihre Achse drehen. Schnell finden wir einen passenden Platz, sind sehr zufrieden und Conny strahlt.

Es ist nicht nur ein Meister im Glück.


Manchmal kommt es anders

Eigentlich wollten wir ja in dieser Woche die Faltblätter für den Verein der Schwarzen Kunst e.V. gedruckt haben, aber da die Filme für die Fotos nochmal neu erstellt werden mussten, klappte das nicht. So konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen und uns gegenseitig mit Ideen anstecken. Hätte Hans seine Stanzform nicht mitgebracht, wäre es eine ganz andere Woche geworden. Nun haben wir »geschächtelt« und Hans hat mir zu meiner Freude seine Stanze einfach geschenkt.

Weihnachten im Oktober.


Die Fotos

Bevor Max und Hans ihre Rückreisen antreten, ist es Zeit für das TypoWalz Foto mit den beiden Meistern und natürlich auch mit dem walzenden Kollegen Max.

Alle sind sehr zufrieden. Wir hatten viel Spaß miteinander und die Werkstatt war gefüllt mit Ideen.


Danke Conny

und »Gott grüß die Kunst«

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Kommentare: 2
  • #1

    margarete goth (Samstag, 19 Oktober 2019 20:33)

    Hallo, das ist ja super mit den Schächtelchen. Ich habe mal alte bedruckt und auch ein Mobile draus gemacht. Aber dass es Stanzformen gibt, das wusste ich nicht. Wo kann man die die herbekommen? Wenn ich es wüsste, könnte ich es mir selbst zu Weihnachten schenken.
    Margarete

  • #2

    Jana auf TypoWalz (Montag, 21 Oktober 2019 14:58)

    Guten Tag Margarete,
    es freut mich, dass auch dir die Schachteln so gut gefallen, dass du gern selbst welche machen möchtest. Es gibt Hersteller, die eigenen Wünschen entsprechend Stanzformen herstellen. Druckereien haben oft auch eine Auswahl an solchen Formen. Allerdings kann ich dir nicht beantworten, woher man solche alten Formen beziehen kann, wie die gerade verwendete. Es bedarf wohl Recherche.
    Viel Erfolg und
    ☞ Gott grüß die Kunst