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Ein Tag bei Walter Fischer

Die Würfel ... gefallen

Heute bei Walter im Museum der Arbeit

Es darf wieder gestanzt werden

Mir haben die Würfel, die ich bei Achim am Trettiegel bedruckt habe, so sehr gefallen, dass ich mir eine Stanzform anfertigen ließ. Nun kann ich unbegrenzt Schachteln produzieren. Von der TypoSkat Produktion ist noch Naturpapier übrig und ich plane daraus, die nächsten Schachteln herzustellen. Heute bin ich im Museum der Arbeit mit dem Buchdrucker Walter Fischer verabredet und freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit.


Zwei Würfelvarianten

Während Walter das Papier aus dem Ries in das richtige Format schneidet, mache ich mich auf die Suche nach passenden Schriften für zwei Würfelvarianten, die ich heute setzen möchte. Zum einen soll es eine klassische Version mit Zahlenwerten geben, die allerdings nicht in Punkten, sondern in Ziffern dargestellt werden. Und zum anderen möchte ich die Würfel mit kurzen Texten als Verpackung für kleine Geschenke gestalten.


Frühlingsgrün auf braunem Karton

Der Naturkarton hat eine bräunliche Farbe, daher werden diese mit einer frischen Frühlingsfarbe, einem HKS Grün bedruckt. Walter färbt bereits die Walzen ein und ich setze die Ziffern für den ersten Würfeldruck. Die Seiten des Würfels haben das typografische Maß von 12 × 12 Cicero, damit lässt es sich gut setzen, allerdings muss die Anordnung der Satzform genau bedacht werden, dazu hilft ein altes Muster als Vorlage.


Eine Ziffer hoch

Die großen Holzlettern selbst sind bereits 12 Cicero hoch, daher ist hier kein Spiel für genaue Ausrichtung und nur ein ungefähres Ausjustieren möglich. Walter mittelt, rechnet und wir drehen den einen und andren Holzbuchstaben einfach um und erhalten so etwas bessere Abstände. Dann kann die Produktion beginnen, Walter druckt eine kleine Auflage am Heidelberger Tiegel, der zufrieden schnauft . Ich genieße diesen Rhythmus jedes Mal sehr.


Ein kleiner ›Grutz‹

Der Tiegel arbeitet, Walter pfeift und ich habe mir den Schriftkasten der Kleukens-Antiqua für meinen nächsten Würfeldruck gewählt. Eine schwungvolle Schrift mit kleinen Feinheiten, die mir gut für eine Geschenkschachtel gefällt. Der spätere Würfel soll von jeder Seite aus persönlich ansprechen und ich wähle kleine Texte. Ob es mir gelingt alle Seiten wechselnd und keine aufeinander treffen zu lassen, bleibt fraglich. Die Zeit drängt, ein Tag ist nicht lang …


Ligatur ist nicht gleich Ligatur

Nachdem aus dem lustigen ›Grutz‹ dann doch besser ein Gruß geworden ist und fehlerhafte Lettern ausgetauscht wurden, steht nun die Satzform und auch hier druckt Walter eine kleine Auflage. Es ist sehr besonders, dass es im Museum der Arbeit möglich ist, so dicht an einer traditionellen Produktion sein zu können. Walter ist mir ein guter Lehrer. Er freut sich über die Arbeit am Tiegel und ich mich über seine große Hilfe.


Erst stanzen, dann nuten

Zu der Stanzform habe ich mir für die Nuten auch gleich eine passende Patrize (aus Pertinax) bestellt, damit die Einrichtung für künftige Schachteln einfacher ist. Aber zunächst stanzen wir ohne Nutung, um die genaue Position, also Stand auf dem Papier festzulegen. Das ist immer spannend und mit jedem weiteren Schritt wird langsam aus einem einfachen Papier eine kleine Schachtel, die man zu einem Würfel falten kann.


Das erste Stanzen

Es soweit, die Form sitzt im Tiegel, die Farbwalze ist rausgenommen und das Stanzblech eingesetzt. Walter testet an einem Blankobogen, setzt den Tiegel in Bewegung und dann folgen beide Satz-Varianten für die Würfel, um die genaue Position auszutarieren. Stück für Stück geht es weiter. Noch sind es keine Schachteln, da die Nutlinien für die Faltungen fehlen. Hierfür wird im nächsten Schritt die passgenaue Patrize auf das Stanzblech geklebt, mit der dann das Papier gestanzt und gleichzeitig die Kanten genutet werden können. Erst damit ist es möglich, einen Würfel zu formen.

Jetzt ist es schon gut zu erkennen, wie die späteren Schachteln aussehen werden. Das eigentlich recht helle HKS 67 Grün sieht auf dem braunen Karton deutlich dunkler, aber sehr gut aus.


Ohh je

Walter stanzt und der erste frisch genutete Bogen kommt aus dem Tiegel. Aber, ohh! An zwei Linien ist nicht genutet, sondern gestanzt worden und andere wiederum wurden nicht wie gewünscht gestanzt. Wie kann das sein? Ich bin ratlos und Walter überlegt. Heute ist  auch Buchdruckermeister Lothar Schumann in der Druckerei und holt den Schrifthöhenmesser, um die Stanz- und Nutlinien zu vermessen. Die sind alle korrekt, aber da entdeckt er, dass die Patrize nicht ganz deckungsgleich auf die Stanzform trifft!


Ein schlauer Rat

Nun schließt Walter zuerst die Stanzform neu auf ›Drehpunkt‹ aus, d.h. er verwendet zum Schließen an den Seiten statt Regletten einzelne Quadrate und kann damit den ganzen Satz leicht in die gewünschte Position drehen. Zum anderen empfiehlt Lothar unter die Stanzform hartes Tauenpapier zu legen. Ein neuer Versuch und beide Tipps zahlen sich aus: Das Papier wird sauber zu Würfelschachteln gestanzt und genutet. Ich bin im Glück.


Ab jetzt wird gewürfelt

Die Produktion beider Würfelvarianten kann endlich starten und schon bald halte ich fertigen Produkte in der Hand. Darüber hinaus möchte ich noch gestanzte Blankobögen, die ich irgendwann später am Trettiegel bedrucken kann. Dazu hat mir Walter ein paar Haltepunkte mehr in die Stanzform geschlagen, damit das Papier beim Drucken nicht herausfällt. Für künftige Produktionen am Heidelberger Tiegel beschriftet Walter die Form mit der genauen Position.

Und nun kann verpackt und verschenkt werden …


Ein reicher Tag

Danke Walter

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Kommentare: 6
  • #1

    Walter (Dienstag, 23 März 2021 22:41)

    Die Gegenform, die auf das Stanzblech kommt, ist die Patrize.

  • #2

    Jana auf TypoWalz (Mittwoch, 24 März 2021 10:05)

    Lieber Walter,
    du hast völlig recht. Bei der Stanzform und der Pertinax bin ich mit der Benennung durcheinander gekommen. Die Pertinax ist die Patize, also die Form, die den Gegendruck der Prägeplatte (hier die Stanzform) bildet. Im Fachbuch steht »Patrize = Vaterform, Matrize = Mutterform« und ist eine interessante Eselsbrücke …
    Ich habe den Text inzwischen korrigiert.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #3

    Oliver Fehling (Mittwoch, 24 März 2021 11:01)

    Sehr schön, immer was zu tun. Wer hätte das gedacht.
    Liebe Grüße Olli und bleib gesund meine liebe Frau..........

  • #4

    Jana auf TypoWalz (Mittwoch, 24 März 2021 11:19)

    Lieber Olli,
    ja, es gibt genug Ideen und das Museum bietet viele Möglichkeiten. Das ist ganz wunderbar.
    Vielen Dank an dich »Mann« und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #5

    Gert Laufenberg (Freitag, 26 März 2021 09:40)

    Hallo Jana,
    diese Verwechslung der Ligaturen ist ja noch rechtzeitig bemerkt worden.
    Nicht bemerkt hingegen, hat man eine Verwechslung der Buchstaben k und der tz-Ligatur in Fraktur auf einer aufwendig gestalteten Leuchttafel über einer Apotheke in Westerland.
    Aber ich habe dann meine Sonnenschutzcreme eben in einer "Apothetze" gekauft.

    Sonnige Ostern
    wünscht Gert

  • #6

    Jana auf TypoWalz (Freitag, 26 März 2021 09:53)

    Hallo Gert,
    das ist eine sehr lustige Geschichte. Tatsächlich kommen solche Fehler häufiger vor, als man denkt und fällt den meisten gar nicht auf.
    Auch dir schöne Ostertage und ☞ Gott grüß die Kunst