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Ein freudiges Willkommen in Bruchsal

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Setzerei Hans Dubronner

Bruchsal

2. Station vom 26.8. – 30.8.2019

Nach der gestrigen sehr langen Anreise mit Bahn und Bus, Zwischenstopps und allerlei Widrigkeiten, habe ich mich heute auf den ersten Tag bei Hans Dubronner gefreut. Sein Handwerk als Schriftsetzer hat Hans von der Pike auf gelernt, ist schnell auch Schriftsetzermeister geworden und hat bis vor kurzem an der Berufsschule in Karlsruhe Mediengestalter und Mediengestalterinnen begeistert ausgebildet.

Diese Leidenschaft für das alte Handwerk, die Offenheit für die heutigen digitalen Medien und die Neugier auf das, was alles noch kommen wird, macht sein Können und Wissen sehr lebendig.

Den ersten Einblick in seine Werkstatt habe ich schon gleich gestern Abend bekommen, da auch Hans sich diese Woche gemeinsame TypoWalz gefreut hat. Auf Instagram war zu sehen »Jana ist coming today!«

Danke für das herzliche Willkomen, Hans


Schriftsetzer sitzen nicht ...

Der heutige Tag im noch etwas verschlafenen Bruchsal bei sommerlichen Temperaturen begann mit dem Einrichten meines ersten Arbeitsplatzes mit Stuhl. Bisher habe ich immer gelernt, dass der Beruf zwar »Schriftsetzer« heißt, aber gar nichts mit setzen im Sinne von sitzen zu tun hat, sondern nahezu immer stehend ausgeführt wird. Hans hat mich nun eines Besseren belehrt und mir erst einmal gezeigt, wie sich ein Schriftsetzer früher einen Arbeitstisch eingerichtet hat, an dem man sitzen konnte. Dazu wurden zwei Setzkästen unterschiedlich weit herausgezogen, die sich gegenseitig stabilisierten und so als Arbeitsfläche dienten. Mithilfe eines umgedrehten Setzschiffs und zurechtgeschnitten Bogen Papiers entstand eine Arbeitsfläche.

Fertig war der Skizzier- und auch Pausentisch.


Gleich mehrere Arbeitsplätze eingerichtet

Da Hans Schriftsetzer ausgebildet und Prüfungen abgenommen hat, konnten wir alte Prüfungsaufgaben ab 1960 und deren Ergebnisse von damaligen Lehrlingen einsehen. Skizzieren von Schrift und Satz war selbstverständlich. Ich lerne begeistert, dass der Zimmermannsbleistift früher auf Punktgröße geschnitten wurde. Damit konnte man eine Textzeile normaler Schrift durch einen geraden Strich und eine Textzeile kursiver Schrift durch einen angeschrägten Strich imitieren.


Der Fundus der Schriftkästen in der Setzerei von Hans ist beeindruckend und es könnten hier sofort mehrere Schriftsetzer sofort anfangen, da entsprechende Arbeitsplätze eingerichtet sind.


»runde Ecken« und alles auf 12 × 12 Cicero

In einem Setzkasten finden wir „runde Ecken“ in verschiedenen Größen und Stärken sowie auch mit verjüngenden Liniendicken. Ich staune und erfahre immer mehr. Wir sammeln je 4 passende Ecken zusammen und binden Formen.

 

Ich werde die nächsten Tage alles immer in 12 × 12 Cicero setzen und verschiedene Techniken lernen, neu auszubinden. Dabei übe ich gleichzeitig korrekt zu rechnen.


Meine Cicero-Finger

Heute habe ich auch gelernt, mir meine Hände rechnerisch zunutze zu machen: Zeige-, Mittel- und Ringfinger entsprechen je 16 Cicero und Daumen und der kleine Finger je 12 Cicero. Der Drucker würde sagen je 4 und 3 Konkordanz ...
Es sind genau diese wunderbaren Hilfen und Tricks, die mich auf die TypoWalz gehen lassen. Das ist gelebtes Wissen, welches ich in keinem Fachbuch finden werde.


Unschätzbares Wissen

Darum gehe ich auf TypoWalz

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Kommentare: 3
  • #1

    Gert Laufenberg (Mittwoch, 28 August 2019 09:02)

    Hallo Jana,
    ich lese gerade in deinem Blog über deine neuen Einblicke und Erfahrungen in unseren altehrwürdigen Beruf.
    Du lernst hier Dinge, die wir dir im Museum der Arbeit noch nicht vermitteln konnten.
    Ich bin immer mehr begeistert von der Idee der Typo Walz.
    Der Beruf des Schriftsetzers wird dadurch für die nächsten Generationen weitergegeben.
    Weiterhin viel Spaß und viele neue Erfahrungen.

  • #2

    Helmut (Mittwoch, 28 August 2019 11:31)

    Hallo Jana,
    ...Schriftsetzer sitzen doch!
    In meiner Lehrfirma gab es in der Setzerei bei 16 Kollegen nur 2 Stühle, und die standen beim Setzereileiter auf der Empore am Schreibtisch. Da haben wir in der Mittagspause drei Steckschriftkästen in Sitzhöhe gezogen, auf den obersten eine ca. DIN A 4-Porte-page gelegt und konnten so unseren müden Beinen erholsame Entlastung geben.
    Weiterhin viel Spaß!

  • #3

    Jana Madle-Elmerhaus (Mittwoch, 28 August 2019 23:14)

    Hallo Gert, hallo Helmut,
    es freut mich, wenn meine TypoWalz eure Erinnerungen wecken und ihr mir von eurer Zeit als Schriftsetzer erzählt. Damit tragt ihr zu dem Erhalt dieses Berufes und Weitergabe des Handwerks bei.
    Habt vielen Dank.
    ☞ Gott grüß die Kunst