Das Transparentpapier soll mit kurzen Texten bedruckt und als kleine Lampenschirme für Teelichter dienen. Damit auf der glatten und spröden Oberfläche die Farbe gut trocknet, wird dieser Trockenpaste beigemischt. Wenn man das Papier faltet und mit dem Falzbein (einem Werkzeug zum Glätten von Papierkanten) die Kante glattstreicht, bricht die Papierstruktur. Dadurch lässt es sich gut reißen. Ich bereite schmale Transparentstreifen vor und freue mich schon auf den stimmungsvollen Moment, wenn die Schrift von hinten mit warmem Kerzenlicht beleuchtet wird.

Wie auf jeder Station sehe ich mir auch in dieser Werkstatt den Schriftbestand an und überlege mir dabei, was ich damit alles anfangen könnte. Achim hat zudem Schubladen voll mit diversen kleinen und großen Druckstöcken für Produkte, die früher zur Herstellung von Warenkatalogen dienten. Ich entscheide mich schnell für ein paar Motive und mache mich ans Setzen. Es sollen drei Varianten der Teelichtschirmchen im Querformat entstehen, gern wieder mit verschiedenen Schriftengrößen in Holz und Blei.

Für das Setzen bietet Achim mir kleine Setzschiffe mit Holzrand an, die ich in dieser Form noch nicht gesehen habe. Ich nutze sie direkt für das Auswählen der Schriften und mache mich dann ans Werk. Dabei entstehen kleine, unterschiedlich gestaltete Typografiken. Bei meiner Schriftauswahl aus Blei und Holz und in ganz verschiedenen Größen wird schnell klar, dass die Formen nicht stabil genug für den Trettiegel ausgeschlossen werden können, daher werden wir auf der großen Korrex Abziehpresse drucken.

Meine Satzformen sind fertig und die ersten Korrekturabzüge stehen an. Wie ich feststelle, habe ich das Papier sehr knapp geschnitten, aber Achim weiß Rat und zeigt mir, wie man sich mit dünnen Regletten Anlegemarken setzen kann, die kurz vor dem Druck ganz vorsichtig wieder entfernt werden müssen. Dadurch wird es möglich, trotz des geringen Papierrands immer ausgerichtet zu drucken – wieder etwas gelernt.

Nach kurzer Einweisung in die Bedienung der Korrex drucke ich eine Form nach der anderen auf das Transparentpapier und bin erfreut über das Ergebnis. Achim unterlegt meistens keine Buchstaben, sondern legt das zu druckende Papier auf den Satz und darüber weitere Schichten aus Zeitungspapier. Das höhere Papiervolumen führt zum weichen Ausgleich von Satzunebenheiten. Die Lettern erhalten dadurch ein besonderes Druckbild und man meint, sie erzählen etwas von ihrer Geschichte.

Mit dem Andruck der drei Motive bin ich zufrieden und auch Achim gefällt die Gestaltung, so dass wir morgen andere Farben ausprobieren können. Da mir das Setzen gut von der Hand ging, habe ich noch eine Idee für meine diesjährige Weihnachtskarte umgesetzt und außerdem zwei kleine Texte gestaltet, die ich in dieser Woche noch auf Textil, d. h. auf Kleidung drucken möchte.

Es sollen Geschenke werden, denn ich bin vor kurzem zum zweiten Mal Großmutter geworden.

In einer Werkstatt voller kreativer Möglichkeiten und Ideen, die einfach nur so sprudeln, geht ein Tag wie im Flug herum. Ich räume meinen Arbeitsplatz auf. Das Tagwerk kann sich sehen lassen und ich bin glücklich. Ein solches Arbeiten ist erfüllend, das finden wir beide und stoßen darauf an.

Prost Achim.