· 

Lauter Quadrate, Kreise, Dreiecke, Kreuze

Tag 36 . Tag 37 . Tag 38 . Tag 39 . Tag 40

Lauter Quadrate, Kreise, Dreiecke, Kreuze

und volle Trockenleisten

Lauter rote Quadrate und Kreise

Letzte Nacht hat mich der Linolschnitt bis in meine Träume verfolgt und ich habe nicht so viel geschlafen. Es ist viel zu tun heute und ich weiß nicht, ob wir es schaffen, die Spiele fertigzustellen. Christian hat mich gestern Abend noch instruiert, wie ich die Andruckpresse am einfachsten händele, die Walzen gut einstelle und die Farbe am besten aufbringe. Trotz Müdigkeit bin ich sehr motiviert und schon früh in der Werkstatt, um loszulegen. Zu meiner großen Freude hat Christian gestern Abend, nach dem ich schon gegangen war, um meinen Wanderbericht zu schreiben, die Linolquadrate und -kreise noch einmal beschnitten und tatsächlich noch alle roten Karten gedruckt. Und sie sind schön geworden. Die unperfekten Linolschnitte offenbaren ihren Reiz.


Lösen, kleben, schneiden, saugen

Jetzt mache ich mich ans Werk, alle roten Kreise müssen wieder von den Gevierten entfernt werden und als nächstes kommen die Dreiecke. Diese haben wir gestern bereits vorbereitet, so dass ich sie zügig aufkleben kann. Und dann geht es wieder an die Linolschneider, auch die Dreiecke müssen wie die Rechtecke und Kreise kräftig nachgeschnitten werden. Mein Finger ist noch taub und ein bisschen maulig. Heute geht mir das Schneiden aber besser von der Hand und ich komme gut voran. Mit dem Staubsauger sammle ich die Schnipsel ein und gebe Farbe auf die Walzen, die genüsslich schmatzen.


Einspielen kann dauern

Vorsichtig und ohne Druck färbe ich den Satz ein, um zu sehen, wo noch geschnitten werden muss. Im Anschluss der letzten Schnitte mache ich meinen ersten Probedruck. Das Kartenpapier ist recht kräftig und schlägt irgendwo gegen, so dass Schlieren entstehen. Schließlich hole mir Rat von einem Kollegen und nach einigen Versuchen bekommen wir den Dreh raus. Bald ist auch die dritte Trockenleiste vollgehängt und ich bin im Glück. Die Andruckpresse und ich haben uns »eingespielt« und ich schmunzle über die Vokabel. Nebenan rattert die Linotype und die Kollegin summt dazu.


Unerwartete Begegnung

Dann geht es auch schon an die Kreuze, wieder aufkleben, wieder schneiden, wieder maulen meine Finger und wegen der gebeugten Haltung nun auch »mein Kreuz«. Trotzdem, weiter geht’s. Im Hintergrund höre ich meinen Namen und sehe Besucher, die mich anstrahlen, als würden sie mich kennen. »Wir sind Ihretwegen gekommen« höre ich sie sagen, sie haben von meiner TypoWalz erfahren und da sie Spielesammler sind, wollten sie mein typografisches Kartenspiel sehen und mich gern kennenlernen. Ich fühle mich geehrt.


Schwarzpapier in der Mitte

Bei den Drucken der Kreuz-Spielkarten bin ich schon etwas routinierter, so dass auch die vierte Trockenleiste sich allmählich füllt. Schließlich sind alle Kartenbilder gedruckt, aber das war ja erst die Vorderseite, es fehlt noch die gleichmäßig bedruckte Rückseite, damit man das Bild der Karte beim Spielen nicht von hinten erkennen kann. Tatsächlich verwendet man normalerweise auch Spielkartenpapier, welches aus drei Lagen mit einem schwarzen Innenteil besteht, um blickdicht zu sein. Meine Karten sind aus zeitlichen Gründen auf offenem Papier gedruckt, damit diese schneller trocknen können, denn morgen Mittag fährt mein Zug und ich möchte die Spiele gerne mitnehmen.


Erster Vorverkauf

Auf die Rückseite drucken wir das Spielkartenfabrik-Muster in Schwarz, um nicht noch einmal die Walzen waschen zu müssen und um Zeit zu sparen. Besucher sehen mir immer mal wieder zu und finden Gefallen an dem Spiel, ein Paar will es am liebsten gleich kaufen. Ich freu mich sehr darüber.

 

Mit Hilfe der Kollegin schaffen wir es tatsächlich, alle Kartenrückseiten zu bedrucken und ich gehe schließlich sehr erschöpft, aber voller Glück aus der Werkstatt.


Nicht spielend,

aber im Glück

Tag 36 . Tag 37 . Tag 38 . Tag 39 . Tag 40

Kommentar schreiben

Kommentare: 8
  • #1

    Gert Laufenberg (Freitag, 24 Juli 2020 08:22)

    Moin Jana,
    das ist ja richtig Stress.
    Aber ich freue mich schon auf das Ergebnis.

    Viele Grüße
    aus dem Land Angeln (ganz oben, fast schon Dänemark)
    von Gert

  • #2

    Sandra von Hooge (Freitag, 24 Juli 2020 17:57)

    Meeeegaaaaa!
    Wie viel Arbeit das ist und wie spannend. Was ich nicht alles lerne bei dem was du beschreibst!
    Ein sehr schönes Kartenspiel ♦️

  • #3

    Ute Fürstenberg / paho. Zentrum für Papier UG (haftungsbeschr.) (Freitag, 24 Juli 2020 23:48)

    Danke für die Schilderung. Es ist schön, "dabeizusein".

  • #4

    Christa Schwarztrauber (Sonntag, 26 Juli 2020 22:28)

    Liebe Jana,
    es macht immer wieder Spaß mit Dir auf Reisen zu gehen und Du wirst als Schriftsetzer-Lehrling immer besser. Bald kannst Du die Gehilfenprüfung ablegen und kurz danach die Meisterprüfung!
    Das Kartenspiel ist eine Wucht und wenn es irgendwie geht, würde ich gerne eines erwerben!
    Erhol Dich jetzt von Deinen strapaziösen Tagen und freue Dich auf die nächste Reise
    ... und ich freue mich mit!
    Herzliche Grüße
    Christa
    Alle Achtung!

  • #5

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:46)

    Lieber Gert,
    ja, es ist richtig viel zu tun und auch ich freue mich auf das Ergebnis.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #6

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:47)

    Liebe Sandra,
    nicht wahr? Es gibt so viel zu entdecken und lernen in der Spielkartenproduktion. Schön, wenn es dir auch gefällt.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #7

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:48)

    Hallo Ute,
    es freut, wenn du mich gern begleitest.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst

  • #8

    Jana auf TypoWalz (Montag, 27 Juli 2020 10:52)

    Liebe Christa,
    deine Begleitung und dein großes Lob ehrt mich sehr und es ist mir eine Freude dir ein TypoSkat zu senden. Und schon bald geht es, so alle gesund bleiben, weiter.
    Vielen Dank und ☞ Gott grüß die Kunst