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Plakatdruck in zwei Schritten

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Heute wird gedruckt

Jedes Plakat gleich zwei Mal

Eins nach dem anderen

Gestern hat Christa mir den Tipp gegeben, dass man bei dem Holzbuchstaben ›b‹ den großen Freiraum mit einem Druck in zwei Schritten trotzdem nutzen kann. Dazu wird zunächst die gesamte Satzform und im zweiten Schritt, nachdem der Stand genau vermessen und ausgerichtet ist, der kleine Vierzeiler dazu gedruckt. Optisch sieht es dann aus, als wäre es alles auf einmal entstanden. Wir machen einen Probedruck, um Korrektur zu lesen (das ›edm‹ ist falsch) und zu sehen, wie der Farbauftrag der unterschiedlichen Buchtstaben ist.


Buchstaben zurichten

Das ›G‹ hat viel zu wenig Farbe und die ›Gelassenheit‹ ist zu blass, der ›Handzeiger‹ unten rechts ebenfalls. Daher beginne ich mit der Zurichtung und schneide passgenaue Papierstreifen unterschiedlicher Stärke. Damit werden die Buchstaben unterlegt und beim nächsten Druck wird sich zeigen, ob es ausreicht. Die Hand ist prima, das große ›G‹ nur zur Hälfte, daher kommt hier noch ein halber Streifen drunter, dessen Papierrand gerissen wird, damit im Druck keine Kante entsteht.


Los geht's

Die Farbe wird auf die Walzen gebracht, das Papier für die Plakate ist auf Maß geschnitten und ich lerne, wie man dies richtig auffächert, um leichter immer nur ein Blatt zu greifen. Und los geht’s. Es ist ein aufregender Moment, wenn beim Druck sich aus einem Handsatz die ersten Buchstaben farbig abzeichnen und aus den spiegelverkehrten Lettern lesbarer Text wird. Immer ist es eine Mischung aus Staunen und fast kindlicher Freude, die in mir hochsteigt. Das Ergebnis ist der Lohn und wir drucken gleich eine kleine Auflage der Satzform.

Die Walzen brauchen regelmäßig Farbe und wir müssen darauf achten, dass nicht »Spieße« entstehen. Spieße nennt man Material, dass sich während des vielen Druckens etwas aus der Form hebt und schließlich ungewollt mit gedruckt wird.

Wenn etwas Schmutz auf der Walze liegt, entsteht im Druck ein kleiner Fehler. Diesen tupft Christa einfach mit etwas Farbe auf einem Wattestäbchen wieder weg.


Der zweite Druckdurchlauf

Nun muss der Vierzeiler exakt ausgerichtet und ebenfalls auf dem Drucktisch ausgeschlossen werden, damit dieser genau in den freien Raum über dem kleinen ›b‹ gedruckt werden kann. Christa weiß sicher, welche Reglette mit wieviel Punkt hinzugefügt oder ausgetauscht werden muss. Das will ich noch richtig lernen. Anschließend hebt die Meisterin mit geübtem Griff den Satz auf den Drucktisch und für einen Moment auch einhändig. Mir bleibt die Luft weg.

Der Stand sitzt und wir können einen weiteren Durchlauf starten, um die Plakatauflage zu vervollständigen.

Es ist eine schöne Produktion geworden.


Die Schwarze Kunst lebt

Zur Feier des Tages gehen wir mit Kolleginnen und einem Kollegen der Schwarzen Kunst essen. Es wird ein sehr spannender Abend und ich lausche den Geschichten und Anekdoten über Satztechnik, erfahre von vielen Druckereien, die es früher in München und im ganzen Land gab und der Schwierigkeit, diese am Leben zu erhalten. Der Wert dieses alten Handwerks in der heute schnelllebigen digitalen Welt ist für die meisten nicht zu ermessen.

Und doch gibt es noch so viele Menschen dieser Kunst, die weitermachen. Das ist auch mein Ziel.


Wenn aus Handwerk

Kunst wird

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Kommentare: 2
  • #1

    Ursula Penning (Mittwoch, 06 November 2019 15:28)

    Liebe Jana! Ich finde es toll, mit welcher Kraft und Einsatz du dabei bist. Deine Fotos und Aufsätze sind hochinteressant. Manchmal habe ich sogar den Wunsch , alles auch machen zu dürfen. Aber mit 82 Jahren hat man nicht mehr die Kraft, so etwas zu realisieren. Mache du aber weiter, wie bisher und lasse uns teilhaben an deinen Erfahrungen. Liebe Grüße aus Hamburg von Ursel

  • #2

    Jana auf TypoWalz (Mittwoch, 13 November 2019 14:13)

    Liebe Ursel,
    es macht mich stolz, dass meine Erzählungen dich interessieren und einladen meiner Reise zu folgen. Umso lieber schreibe ich weiter und nehme dich in Gedanken immer mit.
    Viele liebe Grüße und
    ☞ Gott grüß die Kunst