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Ein Wanderbuch entsteht

Wenn aus Neugier ein Buch wird

Wie die Planungen meiner TypoWalz auf viel Freude stoßen

Im Museum der Arbeit gibt es nicht nur ehemalige Schriftsetzer, Drucker und Maschinensetzer aus dem Graphischen Gewerbe, sondern auch ehrenamtlich arbeitende Buchbinderinnen.

Im Zuge meiner bevorstehenden TypoWalz spreche ich mit der Buchbinderin Christine Sieber, die selbst im Zuge ihrer Ausbildung vier Jahre auf Wanderschaft war und es entsteht die Idee auch für mich ein Wanderbuch zu gestalten.


Setzen der Einleitung auf der Linotype

Zunächst muss das Buch konzeptionell entwickelt werden, das Seitenformat ist festzulegen und der Aufbau der verschiedenen Kapitel überlegt werden. Die Schriftsetzer sind schnell der Meinung, dass diese Seite auf der Linotype gesetzt werden soll und ich mache einen Entwurf. Der am Rechner erstellte typografische Satz kommt gut an und schon setzen sie mich an die Linotype.


Probedruck und Korrekturlauf

Eine unglaubliche Technik und mechanisches Wunderwerk. Ich bin voller Ehrfurcht und staune, wie die Matrizen eine nach der anderen durch mein Auslösen an dem Taster in Reihe gestellt werden, um dann Zeile für Zeile in Blei gegossen zu werden – eine Line eben.

Der Titel wird in einzelnen Lettern gesetzt und mit der Kolumnenschnur ausgebunden für den Probedruck. Schnell wird sichtbar, dass der Wortabstand »Wa« zu weit und typografisch unschön steht, da die Körper der einzelnen Lettern selbst die Breite vorgeben. Als ich überlege, wie ich das Wort besser ausgleiche, beginnt einer der Schriftsetzer bereits, die das »W« zu sägen – ich lerne.


Papierauswahl und setzen des Umschlags

Ich lerne von der Buchbinderin wie man die Laufrichtung von Papier erkennt und in welcher Richtung dann die einzelnen Lagen gefalzt werden. Das Wanderbuch soll einen Umschlag erhalten, der als letzte Lage am Ende zu finden ist.

Außerdem soll die an der Linotype gesetzten Einleitung einen Umschlag im gleichen roten Papier erhalten. Auf diesem Umschlag bereits die Vokabel »TypoWalz« und verschiedene Handzeiger sowie mein Name abgedruckt.


Schneiden, Proben falzen, sortieren und die fertigen Lagen stechen

Wir überlegen die Reihenfolge von dem Referenz- oder Zeugnisbereich, den die Druckwerkstätten ausfüllen sollen; den Fachinformationen für Setzer, die ich inzwischen gesammelt habe; Bereich für Skizzen und Informationen, die ich selbst machen möchte, sowie das Adressbuch mit der Deutschlandkarte, das ich gern haben möchte.

Wir überlegen viele Varianten bis es dann entschieden ist und ich die Lagen lochen, bzw. stechen kann.


Lagen sortieren, Garn wählen, Rücken stechen und Lage für Lage nähen

Allmählich nimmt das Buch Form an und ich kann mir das Ergebnis haptisch vorstellen. Das Garn für den Rücken und die Lesebänder sind auch in Rot und Schwarz gewählt, um in den Farben des Handwerks zu bleiben.

Für die »Langstichheftung« bohre ich in den Rücken und Leder nach Anleitung von Christine die vorher genau ausgemessen Löcher.


Lage für Lage und mein Buch nimmt Formen an

Christine Sieber lehrt mich zu heften und knoten. Lage für Lage, die vorher auf das endgültige Buchformat geschnitten worden sind, wird genäht – nein, geheftet.


Eine Kolumnenschnur als Verschluss

Um auch ein funktionales Wanderbuch zu bekommen, wird eine Kolumnenschnur als Verschluss dienen. Auch diese ist in Rot.

Und dann ist es fertig. Ich bin so stolz. Und es freut mich sehr, dass auch die Buchbinderin Christine sehr zufrieden mit diesem Werk ist. Ich lerne von ihr, dass dies Loseblattbindung eine »Koperte« ist, ein seit dem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein gebräuchlichen, flexiblen Bucheinband aus Pergament, Leder oder Textil.


Wenn das nicht passend ist

Ich bin mächtig stolz

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