Nacharbeiten
und vorbereiten
Kaum bin ich in der Werkstatt eingetroffen, erfahre ich, dass der gestrige Versuch, die Unternehmensgeschichte der Offizin Haag-Drugulin knapp zusammenzufassen, doch ausführlicher sein muss … weiterlesen
Satz- und Zeilengestaltung
Nun geht es in die Setzerei und ich freue mich, die beiden Garamond Schnitte der DDR-Schriftgießerei »Typoart« zu Schriftproben zu setzen. In der Garamond »mager« sind bereits schöne Figuren und Ligaturen zu entdecken, in der »mager kursiv« sogar noch deutlich mehr. Gern möchte ich beide Schriftbögen so anordnen, dass man die Schrift zeilenweise vergleichen kann. Daher ordne ich zunächst und überlege, wie diese Lettern trotz unterschiedlicher Stückzahl gleichmäßig gesetzt werden können.
Großbuchstaben in drei verschiedenen Größen
Eckehart zeigt mir Texte, die in der »Fournier« gesetzt worden sind. Das Besondere dieser Schrift ist, dass sie neben Kapitälchen (diese gehören zu den Kleinbuchstaben, haben jedoch die Form von Großbuchstaben in x-Höhe) zusätzlich auch noch Majuskeln hat, die geringfügig kleiner sind als die Oberlängen der Gemeinen, also den Minuskeln. Sie ergeben im Druck ein sehr harmonisches und gleichmäßiges Satzbild.
Wieder eine typografische Neuigkeit für mich.
Runde und eckige Signaturen
Die Zeilen für meine Garamond Schriftproben sind vorbereitet und ich kann nun die Leerräume mit Spatien auf Satzbreite bringen. Zeile für Zeile wächst und der Satz füllt sich. Da hier im Haus Monotype-Setzmaschinen sind, ist immer ausreichend Blindmaterial vorhanden. Die Monoguss-Signatur ist immer deutlich an ihrer eckigen Form zu erkennen, ganz im Unterschied zur runden Signatur der Schriftgießerei »Typoart«. Darüber hinaus glänzt das immer wieder neu gegossene Material, gut zu sehen in meinem gefüllten Winkelhaken.
Einweisung von der Fachfrau
Meine beiden Satzformen sind fertig ausgebunden und ich gehe damit zur Abziehpresse, einer FAG 52. Ria führt mich in die Bedienung der Maschine ein und ich bin gespannt auf den Probedruck. Erst mit diesem lassen sich die Buchstaben und Abstände richtig beurteilen. Danach kann man sich an den Feinschliff machen, die Mikrotypografie. Das Ergebnis des ersten Abzugs zeigt, das das kursive »Y« kaum gedruckt hat. Ria kratz mit einer Messinglinie eine Fase in dessen Rückseite. Damit hebt sich der Buchstabe ganz leicht, um deutlicher gedruckt werden zu können.
Das erste Entdecken
Beim zweiten Abzug ist das kursive »Y« zwar zu erkennen, aber immer noch recht schwach. Ria fixiert etwas Papier unter den Buchstaben und dann zeigt er sich willig und lässt sich anstandslos drucken. Das Wissen einer erfahrenen Schriftsetzerin ist für mich sehr kostbar und lehrreich. Zufrieden besehe ich den Abzug und die wunderbaren Details dieser Schrift. Es gibt so viele Ligaturen, sogar ein »gg«, »ij« und »is« und drei Varianten des »et«. Ich komme ins Schwärmen. Doch, was ist das für ein »Y« beim mageren Schnitt? Zwar auch eine 20 Punkt-Letter, aber mit einer anderen Grundlinie
– es ist ein Zwiebelfisch!
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