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Ein Tag bei Burkhardt Vollmann

Bunte neue Drucktechnik

Heute bei Burkhardt in der Motte in Altona

Eine neue Welt

Heute bin ich mit Burkhardt Vollmann verabredet, der sich seit rund 25 Jahren ehrenamtlich im Stadtteil- und Kulturzentrum Motte in Hamburg engagiert. Wir kennen uns aus dem Museum der Arbeit von der offenen Werkstatt. Dort nutzt er die Buchdruckwerkstatt und erzählt mir immer leidenschaftlich von der Siebdruckwerkstatt in Altona. Das hat meine Neugier geweckt und heute besuche ich ihn in eben dieser Werkstatt, um von ihm zu lernen.


Die Siebdruckwerkstatt in der Motte

Auf der Webseite der Motte werden die verschiedenen Werkstätten mit ihren Angeboten und die Öffnungszeiten zum Mitmachen vorgestellt. Dieser kleine Film gibt einen ersten Eindruck von den Räumlichkeiten sowie von der Siebdruck-Technik.


Von Dunkelkammer bis Trockenregal

Da ich bereits erste Versuche mit Siebdruck gemacht habe, bin ich vorbereitet und habe zwei mögliche Motive für den Druck sowie meinen eigenen Siebdruckrahmen mitgebracht. Aber zunächst stellt Burkhardt mir die Werkstatt vor. Er zeigt mir die Dunkelkammer mit dem riesigen Waschtisch, Hochdruckreiniger und Trockner. Weiter führt er mich zu dem großen Belichter, dem Drucktisch mit Ansauglöchern und zum Trockenregal für fertige Drucke.


Nun lassen sich alle Motive und Fotos drucken

Es gibt viel zu entdecken. Ich sehe Rakel, Rahmen, Farben, Beschichtungsrinnen und nehme Drucke hier und da wahr. Dabei erfahre ich viel über die unterschiedlichen Farben und Zusätze für den Druck auf Papier und auf Textil sowie die Möglichkeiten des Mischens. Zudem erhalte ich wertvolle Buch- und Hersteller-Tipps. Schließlich zeigt mir Burkhardt Siebdruck-Beispiele und eigene Arbeiten. Ich bin beeindruckt. Bisher waren es Holz- oder Blei-Buchstaben und historische Motive, mit denen ich gearbeitet habe. Jetzt sind eigene Zeichnungen oder Fotos druckbar. Ganz neue Möglichkeiten eröffnen sich.


Reinigen, trocknen, neu beschichten

Neben konventionellem Paper habe ich mein im St. Pauli Paper Studio selbst geschöpftes Papier sowie zwei Motive, die ich zur Vorbereitung in rein schwarzer Farbe auf transparente Folie ausgedruckt habe. Mein Sieb wird zunächst mit Hochdruck gereinigt, getrocknet, anschließend mit lichtempfindlicher Emulsion neu beschichtet und wieder getrocknet. Zeitlich sind diese Arbeitsschritte aufwendig, dagegen dauert die im Anschluss folgende Belichtung nur wenige Minuten. Dann ist das Sieb bereit für den Druck. Ganz schön aufregend!


Ultraviolettes Licht belichtet mein Sieb

Die beiden Folien werden nun auf dem Belichtungstisch ausgerichtet und mein frisches Sieb darauf gelegt. Um Irrlichter zu verhindern, wird mithilfe einer großen schwarzen Folie ein Vakuum erzeugt, der den Siebrahmen fixiert. Der Tisch wird nun aufrecht gestellt und vor die große UV Lampe gestellt. Nun kann die Belichtung beginnen. Über eine Zeitschaltuhr wird deren Dauer präzise eingestellt, sodass die Lampe im Anschluss automatisch ausgeschaltet wird.


Waschen, trocknen, kleben

Der große Leuchtfaden in der Belichtungslampe glüht noch eine Weile rot nach und sieht interessant aus. Jetzt geht es erneut in die Dunkelkammer, um die nicht belichteten Flächen aus dem Sieb zu waschen. Nach dem Trocknen wird das Sieb auf den Drucktisch gespannt. Da ich gern einen rechteckigen farbigen Hintergrund unter meinen Motiven hätte, nutzen wir zunächst einen anderen Siebdruckrahmen, auf dem ein Rechteck in passender Größe bereits vorhanden ist. Um nur dieses zu drucken, werden die anderen offenen Flächen abgeklebt und nun kann es losgehen. 


Farbe auftragen, das Sieb füllen bzw. fluten und drucken

Gelb soll es werden, das Rechteck. Burkhardt bereitet die Farbe vor, die gleich auf das Sieb gegeben wird. Mein geschöpftes Papiers hat eine gute Stärke. Das konventionelle Papier mit geringerer Grammatur ist wahrscheinlich zu dünn. Mal sehen. Mithilfe eines Rakels wird die Farbe in das Sieb »geflutet«, d.h. gefüllt, und anschließend über das Sieb gezogen. Damit wird die Farbe auf das darunterliegende Papier gedruckt. Zunächst machen wir einen Probedruck. Das Rechteck strahlt in einem schönen Gelbton. 


Modeaufnahme aus den 30er Jahren

Die Farbe trocknet zügig, aber die Befürchtung bestätigt sich, das dünne Papier wellt sich. Trotzdem nutzen wir nun mein Sieb mit den Motiven. Auch hier wird das eine der beiden Motive zunächst abgeklebt, um das andere erstmal zu drucken. Ich wähle schwarze Farbe, um einen guten Kontrast zum Gelb zu erreichen. Ich bin so gespannt. Burkhardt hat das Papier unter dem Rahmen bereits ausgerichtet, Schwarz aufgetragen und los geht's. Im nächsten Moment ist die modische Frauengruppe aus den 30er Jahren sichtbar.


Gruß vom Fahrrad um 1900

Das alte Motiv spricht mich an. Der Rakel muss in einem nicht zu steilen Winkel über das Sieb gezogen werden, welches anschließend sofort wieder mit Schwarz gefüllt wird, um ein Eintrocknen zu verhindern. Mal gelingt es mir schon ganz gut, die richtige Farbmenge bei gleichmäßigem Druck mit dem Rakel über das Papier zu ziehen, mal ist ein Detail nicht so gut zu erkennen.

Wie in jedem Handwerk gilt auch hier, üben, üben, üben. Aber für den Anfang bin ich begeistert und auch Burkhardt ist ganz angetan. 


Ganz neue Möglichkeiten

Danke Burkhardt

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Kommentare: 2
  • #1

    Burkhardt Vollmann (Montag, 11 März 2024 14:18)

    Hallo Jana,
    es war ein sehr entspannter,angenehmer Tag mit dir in der Siebdruckwerkstatt .Neben den schönen Drucken ,ist auch noch ein toller Bericht über den Siebdruck und der Werkstatt entstanden. Awesome.
    Liebe Grüße
    Burkhardt

  • #2

    Jana auf TypoWalz (Montag, 11 März 2024 14:25)

    Lieber Burkhardt,
    vielen Dank, auch ich habe es wirklich sehr genossen.
    Auf bald und ☞ Gott grüß die Kunst