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Ein Tag bei Susanne Kauth

Handsatz und Humor

Heute bei Susanne im Blinkfüer in Regensburg

Welch eine Begrüßung

Die Idee, auch nach meinen Wochen-Stationen auf der TypoWalz weiterhin für einen oder zwei Tage Werkstätten zu besuchen, ist reizvoll, da mir somit noch viel mehr eröffnet wird. Aus dem Süden kam vor Kurzem eine Anfrage von Susanne Kauth, sie in ihrem Werkstatt-Atelier »Blinkfüer – Handdruck« in Regensburg zu besuchen. Diese Einladung habe ich gern angenommen und bin gestern nach der Ankunft schon gleich sehr herzlich und mit Sekt empfangen worden. 


Die Registrier-Kasse

Die mittelalterliche Stadt Regensburg erwacht sehr früh, schon fast vor dem Tag läutet der Dom den Morgen ein. Die Sonne begleitet mich auf meinem Weg über Plätze und kleine Gassen bis zur Werkstatt. Susanne strahlt ebenfalls und ich freue mich, wieder auf Entdeckungsreise zu gehen. Sie zeigt mir ihre Jugendstil-Schriften, Klischees, Handtiegel und Abziehpressen, sogar sehr alte Schreibmaschinen und schließlich ihre historische Kasse. Deren Schellen, Knarren und mechanisches Surren ist ein Genuss, den keine heutige Kasse erreichen kann.


Bunte Schätze

Susanne setzt und druckt, leimt und bindet, stanzt und näht, um all ihre Ideen – immer mit wunderbarem Humor – als Produkte in ihrem feinen Laden zum Kauf anzubieten. Wir haben einen reichen Austausch und es lässt sich schnell erahnen, dass der Tag zu kurz sein wird. Ich entdecke einen riesigen Nummernstempel, schön aussehende Plakadur-Lettern in ungewohnter türkiser und beiger Farbe und sogar Tapetenwalzen, mit denen sich gut Geschenkpapiere bedrucken lassen.


Ein Sammel- und Ideen-Reich

Außerdem zeigt mir Susanne ihre fein aufgearbeiteten alten Schriftenschränke aus verschiedenen Regionen und anderen Ländern. Ich sehe viele Druckarbeiten auf Textil oder Holz und sogar auf Federn. Hier sprudelt es vor Kunst, Kreativität und Vergangenem, die Räume sind erfüllt mit historischen Sammelstücken. Und ehe wir uns versehen, ist der Tag schon recht weit fortgeschritten. Es wird Zeit zu überlegen, was ich machen will. Hier ist ein Quell für die Gestaltung von Postkarten, daher werde ich einen postalischen Gruß setzen.


Kreative Anlage

Eine Jugendstil-Schrift spricht mich besonders an sowie ein zauberhaftes Radfahrer-Klischee aus dem Anfängen des letzten Jahrhunderts. Meine Zeilen sind schnell gesetzt, die Form geübt ausgebunden und die Druckfarbe gewählt. Ich will gerade die Satzform auf der Abziehpresse, einer Printima, ausschließen und eine Anlage dazu setzen, da zeigt mir Susanne ihre Art anzulegen: Sie nutzt einfach Fotoecken! Welch geniale Idee, die ich sogleich für meine Karten ausprobiere.


Die Zeit wird knapp

Weil die Zeit schon so weit fortgeschritten ist, habe ich entschieden, das Farbwerk der Andruckpresse nicht zu nutzen, da dieses anschließend natürlich wieder gründlich gereinigt werden muss. Daher nutze ich Handwalzen, die sich nicht nur leichter reinigen lassen, sondern mit denen ich sogar noch eine weitere Farbe verwenden und beidhändig arbeiten kann. Ich wähle Orange und Rot und walze los. Susanne stellt fest, dass es so viele verschiedene Wege in diesem Handwerk gibt, dass man nie aufhören kann zu lernen.


Das Handwerk am Leben erhalten

Eine Handvoll Karten »ein kleiner postalischer Gruß von unterwegs« sind gedruckt und mein Tag bei Susanne geht zu Ende. Susanne fragt mich, ob ich mein bisheriges Wissen und Können an sie weitergeben könne, da ich auf meiner TypoWalz so viel gelernt und mit unterschiedlichen Techniken in Berührung gekommen bin. Was für eine willkommene Idee, die meinem Wunsch, das traditionelle Handwerk weiterzuvermitteln und somit am Leben zu erhalten, ganz und gar entspricht – ich werde ihren Wunsch sehr gern erfüllen.


Den Wunsch erfülle ich gern

Danke Susanne

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Kommentare: 4
  • #1

    Susanne (Samstag, 11 September 2021 09:00)

    Herzlichen Dank für deinen Besuch und den schönen Text. Es war so ein inspirierender Tag und ich freue mich schon sehr darauf, bei dir in die Lehre zu gehen!
    Genieß deinen Urlaub.

  • #2

    Volker Beilborn (Samstag, 11 September 2021 11:46)

    Danke für die tollen Berichte. Freut mich für dich, dass du soviele Möglichkeiten hast, dich auszutoben ! Wünsche dir weiterhin viel Freude und Spaß am Lernen für diesen tollen Beruf.

    Beste Grüße vom Cicero aus Marburg

  • #3

    Jana auf TypoWalz (Montag, 20 September 2021 14:10)

    Hallo »Cicero aus Marburg«,
    vielen Dank für dein Lob und Begleitung meiner typografischen Reise. Ja, dieser Beruf erfüllt mein Herz.
    In diesem Sinne ☞ Gott grüß die Kunst

  • #4

    Jana auf TypoWalz (Montag, 20 September 2021 14:13)

    Liebe Susanne,
    die Freude ist ganz meinerseits – alles was ich weiß und inzwischen erlernt habe, gebe ich sehr gern weiter. Das ist die Idee meines Lernens und mein Beitrag das Aussterben ein wenig zu verzögern.
    Also, bis bald und ☞ Gott grüß die Kunst