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Frisch ausgebunden

Zeile für Zeile

geht es weiter

22. Juli 2022

Das Privileg des Zeitungsmetteurs

Früher war es immer das Privileg des Zeitungsmetteurs, die Titelseite selbst zu gestalten, erzählt Gerhard mir und meint, dass dies meine Aufgabe sei. Der Zeitungstitel und das Wappen sowie die Inhalte stehen bereits auf dem Satzschiff. Doch die Seite ist noch zu lang und ich muss einen Artikel in der Textmenge kürzen. Das ist digital mal eben gemacht, im Handsatz jedoch deutlich aufwändiger und ich muss Zeile für Zeile umsetzen bzw. umbrechen.


Erstes Ausbinden

Während ich an der Titelseite arbeite, ist Gert gerade dabei, die erste fertige Zeitungsseite mit der Kolumnenschnur auszubinden. Er verwendet dafür extra eine neue und frisch rot leuchtende Schnur. Bei solch großen Seiten ist diese recht lang und die Rolle tanzt beim Abwickeln. Dann ist es soweit, die erste Seite ist ausgebunden und startbereit für den Korrekturabzug. Ein besonderer Moment nach so viel Arbeit.


Was'n Tüdelkram

Auf der nächsten Seite sind noch Korrekturen im Handsatz zu machen. Es geht um den Text zum Hamburger Lied über das »Tüddelband« bzw. das »Tüdelband«. Wir haben unterschiedliche Schreibweisen gefunden, uns aber aus Platzgründen in der Titelzeile für die letztere entschieden. Nun muss der Linotypesatz allerdings entsprechen angepasst werden und ich hoffe sehr, dass ich nicht »in Tüdel« komm …


Alles sitzt

Gert ist fleißig und füllt die Seiten Stück für Stück mit Material, setzt Linien zwischen Anzeigen, Bildunterschriften und Abstände zwischen Klischees. Er arbeitet ganz routiniert und ist in seinem Element, wie früher, als es noch sein Arbeitsalltag war. Das ist lange her, aber begeistert ihn noch immer und der eine oder andere schon längst vergessene Handgriff sitzt wieder, als wäre die ganze Zeit dazwischen stehen geblieben.

 

Eine nach der anderen Seite wird vollständig und am Ende des Tages sind tatsächlich schon fünf der acht Zeitungseiten im Buchdruck fertig ausgebunden. Es ist großartig.


25. Juli 2022

Erster Andruck

Heute werden die Seiten angedruckt, um Korrektur lesen zu können. Diese müssen anschließend im Handsatz, meist jedoch im Maschinensatz erstellt und Letter für Letter bzw. Zeile für Zeile ausgetauscht werden. Walter hat bereits einen Satz auf der Abziehpresse und druckt die erste Seite. Beim Andruck bin ich ziemlich aufgeregt wie jedes Mal und in großer Vorfreude. Und dann liegt sie da, die erste Seite, nicht mehr spiegelverkehrt, sondern schwarz auf weiß und bereit, gelesen zu werden.


und Seite für Seite

entsteht langsam eine Zeitung

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