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Künstleraustauschprogramm

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›Dresden Residents‹

Und was heißt TypoWalz auf Englisch?

Internationaler Austausch

Der Tag beginnt ruhig, doch die Vorbereitungen laufen, denn heute beginnt der zweite Jahresdurchlauf des Künstleraustauschprogramms ›Dresden Residents‹, zu dem heute in der Werkstatt Künstler und Künstlerinnen aus den USA, Niederlande, Frankreich und Griechenland erwartet werden. Es wird eine Ausstellung geben, die in der ›Alten Feuerwehrwache Loschwitz‹ eröffnet wird.

Walzen, Drucktechniken, Farbe

Nach einer Führung durch die Werkstatt, dem Zeigen der vielen Drucktechniken und historischen Maschinen, den Farben, Papier- und Schriftmustern, wird erst einmal gemeinsam am großen runden Tisch gefrühstückt und sich gegenseitig ausgetauscht.

Mein Englisch ist etwas in die Jahre gekommen, aber es ist so spannend, dass ich mich wieder traue mich zu unterhalten und erfahre viel.

Doch wie bitte heißt TypoWalz auf Englisch?


TpyoWalz-Karten

Da Udo heute erst mittags kommt, nutze ich die Zeit und setzte mir zwei Varianten für meine »Wander-Visitenkarte« jeweils mit einem Druckergreif. Für die eine Version wähle ich die mir bis dahin unbekannte ›Kleukens‹ kursiv, mager in 10 Punkt und für die andere die ›Ost-Garamond‹ im geraden Schnitt, gleicher Größe.

Ein Künstler aus den USA kommt und möchte sich gern über das Schriftsetzen informieren und ich versuche zu erklären, wie die Schriftkästen aufgeteilt sind, dass es verschiedene Sortierungen je nach Sprache gibt und wozu man einen Winkelhaken braucht. Winkelhaken? Wie heißt der denn bloß auf Englisch? Wir schlagen nach und lesen ›composing stick‹ und ich bin unsicher, ob es wirklich die richtige Vokabel ist, aber der Gast aus Ohio ist zufrieden.


Plakate drucken

Inzwischen ist Udo angekommen und wir bereiten den Druck der Ausstellungsblätter für die Künstler vor. Alle präsentieren ihre Arbeit auf einem Plakat, deren Kopf- und Fußzeile den Titel, Namen und das Datum einheitlich bedruckt bekommen. Die Satzform ist bereits fertig, das Datum habe ich heute morgen aktualisiert und die Namen werden dann Stück für Stück neu gesetzt. Das schöne Büttenpapier habe ich gestern schon auf das Format gerissen, damit die Kanten einheitlich sind.


Sehr komfortabel

Gedruckt wird an einer »Grafix«, eine Andruckpresse für Korrekturabzüge, die üblich war in Setzereien. Diese Marke ist mir bereits bekannt. Neu ist für mich allerdings, dass diese ein halbautomatischen Farbwerk hat, also die Walzen laufen elektrisch per Knopfdruck vor und zurück. Dabei werden sie dabei kontinuierlich und gleichmäßig eingefärbt. Das Papier wird per Hand angelegt, geführt und entnommen, um es anschließend in das Trockenregal zu legen. Sehr komfortabel. So lassen sich die vielen Exemplare auch zügig fertig stellen.


Ein Schließzeug pro Richtung

Damit ist dann Platz auf dem Drucktisch für die Satzformen meiner Visitenkarten. Dazu habe ich das Klischée des einen Druckergreifs bereits aufgeklebt und versuche mich nun mit dem Ausschließen. Udo erklärt mir, dass es immer nur ein Schließzeug pro Richtung geben soll. Das ist dann wichtig, wenn für mehrere Farben mehrere Druckvorgänge benötigt werden und diese passgenau aufeinandertreffen sollen.

Das macht Sinn.


Unbezahlbar

Alle sollten auf eine Walz gehen

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Kommentare: 9
  • #1

    Helga (Dienstag, 24 September 2019 21:43)

    Liebe Jana, ich habe gestern alle deine Tagebucheintragungen in einem Rutsch gelesen. Interessant! Bei deiner aktuellen Station interessiert mich besonders, was wir als Offene Werkstatt von denen da in Dresden lernen können. Wie ist das entstanden, dass die so viele künstlerisch tätige Gäste haben? Wie wird das gepflegt? Wer managt das? Wir haben ja auch Pflänzchen in der Richtung, aber mir kommt das in Dresden viel größer vor. Ich bin gespannt! Grüße von Helga und weiter schönes Typo Walzen!

  • #2

    Willi Beck (Mittwoch, 25 September 2019 08:59)

    Hallo Jana,
    hier zwei mögliche Versionen:
    Typographic journeywomen
    oder typesetting journeywomen
    Weiterhin viel Spass.

  • #3

    Peter Stephan (Mittwoch, 25 September 2019 12:28)

    Zur Frage von Helga:
    Wir machen das hier schon seit 1958 quasi als "Künstler-Kollektiv-Werkstatt mit professionellen Druckern", und so etwas geht nur in der Qualität und Größe, wenn sich – wie wir hier das große Glück haben – die Kommune politisch dazu bekennt, eine Grafikwerkstatt als Künstlerförderung zu betreiben.
    Übrigens, ein weiteres unserer vielen Künstleraustauschprogramme ist aktuell direkt mit dem Museum der Arbeit Hamburg in Verhandlung, von uns aus kann es sofort losgehen.
    Alles über Grafikwerkstatt Dresden findet man unter www.grafikwerkstattdresden.de
    Wir freuen uns auch sehr über persönlichen Austausch, also bitte gerne vorbeikommen.
    („Künstler“ meint Künstlerinnen und Künstler)

  • #4

    Peter Stephan (Mittwoch, 25 September 2019 12:51)

    TypoWalz auf Englisch?
    „Journeyman´s walk“ haben wir vor Jahren die internationale Variante der WALZ genannt, die wir gemeinsam mit derzeit 18 befreundeten Grafikwerkstätten entwickeln.
    Wir freuen uns übrigens ganz besonders, daß unsere Idee mit der WALZ durch den „Verein für die Schwarze Kunst“ nun so ein feines Eigenleben entwickelt – und öffnen so nun auch Jana gerne unsere Tür.

    Diese Form der Präsentation der „TypoWalz“ setzt Maßstäbe in Form und Inhalt! Im digitalen Bereich müssen wir wohl noch dazulernen …

  • #5

    Gerhard Stahl (Mittwoch, 25 September 2019 18:01)

    Liebe Jana,
    Alles, was Du mit so viel Einsatz und unglaublicher Begeisterung auf Dich nimmst, findet meine volle Zustimmung und totale Bewunderung!
    Die allermeisten Jünger Gutenbergs waren in den Nachkriegsjahren ja viel zu sehr mit dem Wiederaufbau und dem Geld verdienen beschäftigt, als über den Tellerrand zu gucken und sich nach der Lehre auf die Walz zu begeben. Das bedauere ich noch heute.
    Mach Du also bitte so engagiert weiter! Ich freue mich bereits auf weitere Berichte von Dir und sende mit einem „Gott grüß die Kunst“ beste Grüße nach Dresden.
    Gerhard

  • #6

    Jana Madle-Elmerhaus (Mittwoch, 25 September 2019 18:24)

    Liebe Helga,
    ich freue mich, dass du mich auf meiner typografischen Reise begleitest und interessant findest. Deine Fragen zur Grafikwerkstatt hat Peter Stephan bereits beantwortet.
    Auf bald und
    ☞ Gott grüß die Kunst

  • #7

    Jana Madle-Elmerhaus (Mittwoch, 25 September 2019 18:28)

    Lieber Willi,
    hab Dank für deine Antwort und Recherche. ›Typographic Journeywomen oder Typesetting Journeywomen‹ sind Varianten, die ich morgen gleich mal ausprobieren werde.
    Auf bald
    ☞ Gott grüß die Kunst

  • #8

    Jana Madle-Elmerhaus (Mittwoch, 25 September 2019 18:31)

    Lieber Peter,
    es freut mich, dass du meiner Kollegin Helga aus dem Hamburger Museum der Arbeit direkt geantwortet hast. Damit biete mein typografischer Reisebericht eine Möglichkeit des Austausches.
    Vielen Dank und
    ☞ Gott grüß die Kunst

  • #9

    Jana Madle-Elmerhaus (Mittwoch, 25 September 2019 18:33)

    Lieber Gerhard,
    hab Dank für deine anerkennenden und lobenden Zeilen, das bedeutet mir viel und bestätigt meine Vorhaben und nicht unerhebliche Arbeit. Toll.
    Auf bald
    ☞ Gott grüß die Kunst